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Kambodscha Tagebuch

Cyclofahrer in unserer Straße in Phnom Penh10. August 2005
Ich bin online.
Ich bin seit dem 1. Juli in Kambodscha.
Seit Montag habe ich eigenen Netzugang und jetzt geht es los.

Es riecht nach einem neuen Heft, nach jungfräulichem Papier und die Euphorie und der Zauber jedes Neubeginns begleiten mich durch die ersten Tage meiner neuen Heimatstadt.
Abends sehe ich von der Dachterrasse meinen Nachbarn zu, wie sie vor dem Haus auf einer Bank zusammen Essen. Schon weiß ich dass eine der Frauen gegen 22 Uhr zu Bett geht und wie es sich gehört, als letzte Tat des Tages ihre Füße vor de Haus wäscht.

Herzliche Grüße aus Phnom Penh
Ilona

11. August 2005
Mit diesen Seiten beginnt mein handschriftliches Kambodscha Tagebuch. 270 Seiten liegen vor diesen beiden Seiten – mein Laos Tagebuch. Es beginnt am 16. Januar 2002, so lange habe ich noch nie an einem Tagebuch geschrieben. Einmal habe ich die rund 365 Seiten in einem halben Jahr geschrieben, dass ist lange her und lagt am Anfang einer neuen Erfahrung: Ich wohnte zum ersten Mal allein, nahe Heidelberg, in Bammental.

handschriftliches Tagebuch von Ilona Duerkop

Die Seiten hier werden sich schnell füllen, dass ist absehbar, wieder stehe wir an einem neuen Anfang.
Dort wo sich der Schwanz des Geckos ringelt beginnt unsere Straße, die 380 in Phnom Penh, Haus Nummer 9, im zweiten und dritten Stock wohnen wir. Der Mönch etwas weiter links ist vor unserem Haus.
Wir haben die Straße wegen ihren „indischen“ Verhältnissen gewählt – mitten drin sein.
Einer der großen Märkte von Phnom Penh befindet sich an der Straße, von unserem Haus zu Fuß in drei Minuten.
Gegenüber, hinter den Häusern aus Blech, Holz und Karton, befindet sich eine Schule, leider geht das Gerücht um, dass sie geschlossen wird und das Grundstück bereits verkauft sei. Der Unterricht ist sehr unregelmäßig, dabei waren die Stimmen die bei der Besichtigung unserer Wohnung zu uns drangen, ein Grund die Wohnung zu nehmen. Wie man es sich aus der Ferne vorstellen mag handelte es sich um einen vielstimmigen Kinderchor, der rhythmisch Vorgesprochenes nachsprach – ganz wie der Fremde es erwartet. Ein langes dreistöckiges Gebäude, einzig die Fensterläden in der mittleren Etage sind geöffnet, ich sehe die Schulbänke von hier aus, die Stühle alle leer.

Ewas später:
Aja hat mit Silvan und mir zu Mittag gegessen. Ihr Englisch ist etwas holprig und ich spreche zu schnell. Mein Khmer ist noch lange nicht so weit und ich vermisse es schmerzlich einfach auf die Straße gehen zu können und mit den Menschen zu reden. Mit meinen Nachbarn von gegenüber bin ich nur durch Silvan und sein Winken verbunden. Noch weiß ich nichts über sie, außer dem Puzzle ihrer täglichen Routine, das mit jedem Tag ein umfassenderes Bild ergibt. Von der Frau die jeden Abend um 22 Uhr ihre Füße wäscht weiß ich nicht einmal den Namen, noch wie viel Kinder sie hat.
So muss ich wieder neu lernen, was ich schon vergessen hatte – sprachlos in einem anderen Land zu sein. Diesmal ist es noch etwas anderes. Als ich nach Laos kam hatte ich schon laotisch Unterricht in Deutschland und konnte mich auf dem Markt und in der Stadt schon verständlich machen.
In Kambodscha beginne ich bei Null.

Aja hat mir gesagt dass gerade Schulferien sind und so habe ich die Hoffnung im September wieder den vielstimmigen Chor der Schulkinder zu hören.
Am Abend gibt es Sprachunterricht, in Englisch, Japanisch und Chinesisch. Es sind Schüler aus der Mittelschule die dann gegenüber auf den Schulbänken der Grundschule sitzen. Dieser Unterricht findet auch in diesen Tagen statt und die Schüler kommen trotz Ferien in Schuluniform.

12. August 2005
The Lotus-Eater - Homers Odyssey:
My men went and presently met the Lotus-Eaters,
mor did these Lotus-Eaters have any thoughts of destroying
our companions, but they only gave tehm lotus to tast of.
But any of them who ate the honey-sweet fruit of lotus
was unwilling to take any message back, or to go
away, but they wanted to stay there with the lotus-eating
people, feeding on lotus, and forget the way home.

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Silvan umarmt unseren Moto-Fahrer von hinten, ich sitze wenige Centimeter hinter ihm auf der verlängerten Sitzbank unseres Motorrad-Taxi's. Für 2.500 Riel, etwa 60 Cent fahren wir zum Postamt (Prei sa), eine Strecke von 3 Kilometern. Man komm sich hier sehr nahe, auch von Moto zu Motodup, wie du ungezählten zweirädrigen Taxis in Phnom Penh heißen. Unser Fahrer überholt ein Moto von rechts, dessen Fahrer entschließt sich für dieselbe Richtung, die Körbe die auf der verlängerten Ruckband festgezurrt sind streifen uns – ein beinahe Zusammenstoß, wie 1.000 Andere an einem Tag geschehen. Kein Schimpf und Schande, alle fahren einfach weiter, es ist ja schließlich nicht passiert: ott bahnjaha – kein Problem.
Erst kürzlich war ein Artikel in der Cambodian Daily über den Versuch einen Brief nach Australien zu befördern, abgedruckt. An sich kein Problem, auch in Phnom Penh nicht, nur etwas verwirrend war, dass unterschiedliche Schalter und verschiedene Postämter, nicht auf den selben Betrag kamen. Die Unterschiede waren erheblich.
So erstaunt es mich eine Preisliste an der Wand zu finden, übersichtlich und nach Ländern geordnet, so wie man das auf einem Postamt auch erwartet. Eine Postkarte nach Europa kostet 1.900 Riel, weniger als meine Moto-Reise zum Postamt.
Gegenüber der Post befindet sich ein lang gezogener Bau aus der Kolonialzeit, die Farbe ist verblasst und blättert ab, auf einem Balkonen flattert Wäsche im Wind, ein Bild das 20 Jahre oder nur diesen Augenblick jung ist.
Gegenüber der Hauptpost in Phnom Penh

Daneben eine französische Buchhandlung, ich kann an keiner Buchhandlung vorbei gehen überhaupt nicht wenn sie so einladende kleine Fenster haben, wie eine Buchhandlung in einer schmalen Gasse in Paris. Hier erwartet man Entdeckungen, Abenteuer und Entführungen. Ich werde Entführt und verführt. Ausgesuchte englische Titel fanden sich auch dort. Nun ist meine Sammlung wieder ein wenig mehr gewachsen.
River Road to China;
The search fort he source of the Mekong, 1866 – 73;
Milton Osborne


Heute Abend werde ich mich auf die Reise machen, es ist nicht meine erste und ich werde alte Reisegefährten wieder treffen, oder ihren Spuren folgen, wie beispielsweise Henri Mouhot (1826 -1861), den ich durch Laos begleitete und dessen Grabstätte ich im April 2005 in der Nähe von Luang Prabang besucht habe.

13. August 2005
Eine lange Nacht.
Sven und Lars sind gestern Nacht gegen 23 Uhr in die SOS Klinik gefahren. Sven hatte Ausschlag bekommen, zunächst am rechten Arm sowie auf dem ganzen Rücken und wie in den letzten drei Tagen ist sein Fieber über 39 Grad geklettert. Im Krankenhaus breitete sich der Ausschlag schnell weiter aus und Sven wurde zunehmend schlapper, zwischendurch schlief er immer wieder ein. Lars und ich waren mehrfach durch die Mobiles verbunden.
Blutabnahme, Blutbild und eine Stunde später ein Denguefieber Test, der negativ ausfiel, beziehungsweise hatte sich der Teststreifen erst nach Ablauf der vorgegebenen Zeit leicht verfärbt.
Gegen drei Uhr war klar das es mit dem nächsten Flugzeug nach Bangkok geht, in Begleitung eines Arztes. Fünf Infusionen hatte Sven bereits bekommen, als Lars die Tasche für das Krankenhaus und Svens CD Player zu Hause abgeholt hatte.

Heute Morgen, um 10 Uhr 25 startete die Maschine, mit Lars, Sven und einem Arzt der SOS Klinik an Bord, von Phnom Penh nach Bangkok. In Bangkok am Flughafen wurden sie von einem Arzt des Bumrungrad Hospitals erwartet.
Sven befindet sich in guten Händen und jetzt müssen die Testergebnisse abgewartet werden. Seine Blutgerinnung ist sehr vermindert. Es gibt Symptome die für Denguefieber sprechen, so auch der Hautausschlag, aber auch andere, beziehungsweise deren Fehlen, die Denguefieber ausschließen.
Warten …

14. August 2005
Diese Tür führt auf die Dachterrasse. Das Fliegengitter lässt den Wind ins Haus und die 2 Etage unserer Wohnung bleibt kühl. Tagsüber dringen alle Geräusche herein und nachts, in den Sesseln sitzend, kann man manchmal sogar das schlurfen eines vorbeigehenden Fußgängers hören.
In der Nacht schlafen zwei oder drei Hunde mitten auf der Straße und eine neugierige Katze geht vorüber.

Der Gerinnungswert von Svens Blut ist wieder leicht angestiegen, immer noch kritisch, aber es ist ein Zeichen das ich als Genesungsanfang ansehe. Denguefieber scheint es nicht zu sein. Heute Morgen sind seine Lungen geröntgt worden, wieder ein Blutbild, man tappt im Dunkeln, weiß nicht was das hohe Fieber, den wieder verschwunden Hautausschlag und den bedrohlichen Blutwert ausgelöst hat.
Im Krankenhaus gibt es ein Mc Donald und gestern Abend hat sich Sven Pommes und ein Big Mac gewünscht, alles in doppelter Ausführung. Lars hat ihm die halbierte Bestellung gebracht und dann hat er doch nicht viel gegessen. Die Verlockung endlich mal wieder einen Big Mac zu essen, hat wohl seine Phantasie über den Appetit hinaus beflügelt.
Heute Morgen ein Schokoladencrousong wurde nur angebissen.
Vor Sven liegt ein Tag weiterer Test und Untersuchungen.
Ich hoffe wenn Lars heute Abend noch einmal anruft, wissen wir mehr.

15. August 2005
Ín der Nacht von Freitag auf Samstag, bis zum Nachmittag des Samstages, rechneten Lars und ich noch mit dem Schlimmsten. Wir sprachen nicht über unsere Befürchtungen, doch es war klar dass jeder von uns die Selbe Angst hatte. Wir fürchten dass Sven innere Blutungen bekommen könnte, die nicht zu stoppen wären. Oder das er wie am Samstagmorgen wieder Nasenbluten bekommen würde, es dauerte sehr lange bis die Blutung aufhörte, ein erstes deutliches Zeichen – im Rückblick – und das es diesmal nicht aufhören würde. In Nashville wurde eine Kerze für Sven angezündet, auch wenn ich es erst am Sonntag erfahren habe, so hat mich diese einfache Geste gerürht.
Auch wenn Gestern immer noch unklar war, was die Ursache für Fieber und dem in den Keller gerauschten Blutwert ist, waren Lars und ich doch weniger angespannt.
Sven hat am Sonntagabend sogar wieder etwas gelesen und später fernsehen geschaut, auch ist er etwas gesprächig geworden.
Die Nacht war sehr unruhig, immer wieder piepste das Infusionsgerät und die Schwestern kamen um die Temperatur zu messen.
Auch heute ist immer noch unklar was Sven hat, einzig die Symptome können akribisch protokolliert werden. Der Blutwert ist wieder etwas weiter auf dem Weg zu Normal, dass Fieber kommt und geht immer noch steigt jedoch nicht mehr über 39 ° C.

16. August 2005
Gerade geht ein heftiger Regen nieder. Sokha und ich stehen oben auf der Terasse und schauen dem Regen zu, schnell wird es kühler.

Lars hat mich heute noch nicht aus Bangkok angerufen. Ich werde ihn heute Abend anrufen. Ich muss erst noch eine neue Telefonkarte kaufen, mein letztes Gespräch mit Bangkok hat 13 USD gekostet.

17. August 2005
Gestern Nachmittag ist der Tropf abgenommen worden. Auf die Frage was Sven denn gerne tun würde, antwortete er, dass er gerne ins Kino gehen würde.
Von einer Diagnose hat Lars in seiner letzten E-Mail nichts geschrieben. Sven lässt sich verwöhnen.
Er würde auch gerne ins Internet gehen und seine E-Mails lesen, doch dazu müsste er im Schlafanzug auf den Gang und das möchte er natürlich auf keinen Fall!
Lars hält es für möglich das sie Morgen schon wieder von Bangkok nach Phnom Penh fliegen können.

Vor einigen Tagen war hier an dieser Stelle schon einmal ein kleiner Blick zu erhaschen, auf die Dachterrasse im dritten Stock. Hier in Phnom Penh gibt es erstaunlich wenig hohe Häuser, vier bis fünf Stockwerke, meist weniger. Die größeren Hotels bilden die ersten Ausnahmen dieses Städtebildes.
In unserer Straße Nummer 380 sind die Häuser zwei oder dreistöckig. Unsere Vermieter bewohnen die ersten Etage. Sie sind sehr nett, hilfsbereit und überhaupt nicht aufdringlich. Wir bewohnen die beiden letzten Etagen und ganz oben befindet sich die zweite Terrasse.

Hier entsteht das Kambodscha Tagebuch

Die erste Terrasse ist nicht ganz so groß und bisher stehen dort einzig unsere Schuhregale. Wenn es regnet wird ein Großteil dieser ersten Terrasse nass. Die Schuhregale bleiben zwar trocken, aber eine Sitzgruppe dort aufzustellen scheint nicht ratsam. Schade eigentlich, denn wir wären unseren Nachbarn von gegenüber viel näher und könnten uns mit ihnen sogar unterhalten, wenn unser Khmer mehr trainiert wird.
Cyclo oder Mopedtaxi zu fahren klappt schon ganz gut, fast alle erforderlichen Vokabeln können vom Gedächtnis immer wieder reproduziert werden, dies gelingt um so einfacher je öfter sie benutzt werden. Keine neue Erkenntnis, aber eine wieder gefundene!
Von der ersten Etage geht es die Treppe hinauf, noch hängen am Aufgang nicht die gerahmten Fotos von Freunden, Verwandten und den wichtigen Ereignissen in unserem Leben – ich freue mich schon darauf wenn sie alle ihren Platz gefunden haben und man die Treppen durch Erinnerungen hindurch hinauf steigt.
Den Schreibtisch links liegen lassend, an dem ich gerade sitze. Eine Arbeitsinsel im Herzen des Hauses.
Nun aber geht es endlich durch die Tür:

18. August 2005
Ein heftiger Monsunregen ist eben zu Ende gegangen. Die Kinder spielen in großen Pfützen, einige von ihnen haben sich bis auf die Unterhosen ausgezogen. Sie lachen, rufen, springen hin und her. Die Eimer meiner Nachbarn sind wieder mit Wasser gefüllt und der Wasserverkäufer hat jetzt frei.
Die Straßen um den Psa Bahng Kehng Kong sind ein lebendiges Bilderbuch. Silvan und ich kommen nicht voran, doch darum geht es auch nicht, wir reisen mit unseren Augen, durch Gesichter, Bewegungen und die Mototaxis und Cyclos wissen, dass mit uns heute keine Geschäft mehr zu machen ist.
Wir sehen dem Eisverkäufer zu, wie er geschickt mit einer langen Säge einen durchsichtigen Eisblock halbiert. Die weit auseinander stehenden Zähne der Säge fressen sich durch das Eis und Eisspäne sammeln sich neben dem Eisblock. Der halbe Eisblock wird in einem Reissack verpackt und der Eisverkäufer haut mit einer Eisenstange auf das Eis und schon blad ist der Eisblock verschwunden und Eisflocken werden in rosa und grünen Plastiktüten verkauft. Seine etwa 10 Jahre alte Tochter ist eben so geschickt wie er und auch sie handhabt die Eisenstange ohne erkennbare Anstrengung. An der Lenkstange eines Fahrrades schwenkt die Eistüte hin und her und verschwindet langsam aus unserem Blickfeld.
Ein paar Shops weiter rattert eine Nähmaschine. Eine Frau ist tief über ihre Arbeit gebeugt. In ihrem Shop ist es schon recht dunkel, von der Straße fällt nur wenig Licht hinein. Bunte Stoffstreifen liegen auf dem Boden und an einem Kleiderbügel hängt eine fertige Bluse in einem lebendigem Türkis. Unter der Nadel rattert ein grauer Stoff durch, noch ist ihm nicht anzusehen, was er einmal werden wird. Die Augen der Frau sind auf ihre Hände gerichtet, die den Stoff dicht an der Nadel vorbeiführen. Sie bemerkt nicht die Blicke die auf sie gerichtet sind.

Morgen kommen Sven und Lars zurück aus Bangkok. Eine letzte Blutuntersuchung und dann werden sie zum Flughafen gebracht. Sven ist immer noch sehr geschwächt und schläft viel. Eine Diagnose gibt es leider nicht, was auch immer es war, seine Spuren im Blut waren nicht mehr deutlich genug zu finden. Man weiss was es nicht war und das ist wohl auch schon sehr viel. Ich weiss nicht wie viele Bakterien und Viren es gibt und wie viele unbekannte täglich, in einer Woche, einem Monat hinzu kommen. Ein Wettlauf den die Ärzte nur schwer gewinnen können.
Wir nehmen es zu selbstverständlich dass es immer einen benennbaren Täter gibt.

22. August 2005
Sven und Lars sind am Freitag den 19. August, um 18 Uhr 20 Ortszeit, in Phnom Penh gelandet. Sven wirkte dünn, müde, aber froh wieder zu Hause zu sein. Auf seinem Handrücken war ein kleiner blauer Fleck von den tagelangen Infusionen. Seine Arme waren ganz zerstochen, immer fand erst die dritte Krankenschwester eine Vene zum Blutabnehmen. Eine Tortur, die er hinnahm, auch wenn er sonst einen Horror vor Spritzen hat.
Sven hat eine Erkältung, zu der auch Halsschmerzen gehören, man hatte sie nicht behandelt, da sich die Ergebnisse der Blutuntersuchung verändert hätten, wegen der zusätzlichen Medikamente.
Er ist wie ein verwunschener Prinz, der auf seine Erlösung wartet und nicht weiß woher sie kommt. Wie ein Vogel mit lahmen Flügeln und keine Lust auf Würmer.
Sven wirkt entrückt. Möglicherweise hat er auch Heimweh nach Laos. Er war fünf Jahre als wir in Vientiane ankamen. Seine ganze Kindheit hat er in Laos gelebt. Bisher waren es immer die Anderen die gingen – doch wenn es dieses Schmerz in seinem Inneren gibt – darüber spricht ein Fünfzehnjähriger nicht!

Am Abend hörten wir auf der Dachterrasse unser erstes Ochsenfrosch Konzert!

Heute ist Sven zur Schule gegangen. Acht Schultage haben ihm die anderen voraus.

25. August 2005
Jeden Morgen um 7 Uhr bringt Sokha den Cambodian Daily mit.
Lars hat nur wenig Zeit in die Zeitung zu schauen und kann nur die Schlagzeilen überfliegen, um 7 Uhr 15 muss er und die Jungs los. Lars fährt Marcel und Sven zur International School of Phnom Penh (ISPP), zu Fuß brauchen die beiden etwa fünf Minuten, aber Lars fährt nur einen kleinem Umweg und so können sie morgens zusammen los.
Ich und Silvan bleiben mit Sokha zurück, Aja kommt erst um 8 Uhr.
Eine zweite Tasse Kaffee und ich beginne zu lesen, während ich mir ab und zu einen Löffel mit Müsli in den Mund schiebe. Heute habe ich einmal herzlich lachen müssen, über diesen Artikel auf der zweiten Seite:

Thai PM Objects to Injection
The Associated Press
Bangkok - Thailand's prime minister is trying to ferret out a government minister who allegedly had a penis enlargement procedure, saying news of it is affecting the Cabinets reputation, a news report said Wednesday.
Last week, a woman – being sued for defamation by a clinic after she claimed it gave her a face disfiguring silicon injection – said a Cabinet member had received a penis-enlargement injection at the same clinic and urged him to come forward as a witness in her defense.
“This has affected the reputation of the Cabinet, because the news went around the world. I don’t want the people to think the Cabinet members are obsessed with this kind of thing”, Thaksin said.
After the meeting, Agriculture Minister Sudarat Keyuraphan said no one had admitted to the enlargement procedure. Other ministers joked and suggested various ways in which the culprit might be identified. ?

26. August 2005
Den ganzen Morgen und den halben Nachmittag sitze ich jetzt am Computer und meine Augen beginnen zu brennen und ich habe den Tunnelblick. Wenn ich aufblicke wird alles erst einmal unscharf, nur für eine kurze Zeit.
Warum das alles?
Ich schreibe wieder html. Schaue an, verwerfe, diese Farbe tausche ich gegen eine andere, dieses Hintergrund-gif gegen ein anderes und so weiter.
Wozu das alles?
Das Laos Tagebuch und das Kambodscha Tagebuch sollen zusammen kommen. Gibt es doch seit es das Laos Tagebuch gibt, auch eine weitere Seite, ilonaduerkop.net, nur war dort nie etwas drauf – bis heute.
Es ist nur ein Anfang und ich hoffe ich komme schnell voran.
Kommentare und Hilfe ist mir sehr willkommen …
Jetzt verabschiede ich mich aber erst einmal von der Platten Welt hier und gehe hinaus in die Dreidimensionalität die uns so selbstverständlich ist, für deren Vorhanden sein ich gerade jetzt ganz besonders dankbar bin.
Alle Farben sind schon da und ich brauche nicht hinzu zu tun!

27. August 2005

Buddha in der Glorie von Rainer Maria Rilke

Mitte aller Mitten, Kern der Kerne,
Mandel, die sich einschließt und versüßt, -
dieses Alles bis an alle Sterne
ist dein Fruchtfleisch: Sei gegrüßt.

Sieh, du fühlst, wie nichts mehr an dir hängt;
im Unendlichen ist deine Schale,
und dort steht der starke Saft und drängt.
Und von außen hilft ihm ein Gestrahle,

denn ganz oben werden deine Sonnen
voll und glühend umgedreht.
Doch in dir ist schon begonnen,
was die Sonnen übersteht.

29. August 2005
Auf dem Schreibtisch liegen ein paar Postkarten und eine Briefkarte.
Heute Nachtmittag werde ich sie mit dem Mototaxi zur Post bringen, oder allmählich und im alten Phnom Penh Tempo, mit dem Cyclo. Der Alte dem die oberen Vorderzähne fehlen lacht immer wenn er mich sieht und wir sehen uns oft.
Er wartet mit anderen Cyclo und Mototaxis vor unserem Markt auf Kundschaft.
Die Hauptpost befindet sich nahe am Wat Phnom, eine grüne Insel in der Stadt, die Nagaschlangen am Treppenaufgang wirken geheimnisvoll im grünen Schattenzwielicht.

Die preise für Postkarten sind ganz einfach, bei Briefen gibt es viele Variationen. Unterschiedliche Schalter kommen zu unterschiedlichen Preisen und die Zweigstelle der Post scheint dabei die günstigere zu sein. Ein Australier war nicht mehr bereit sich nur still zu ärgern und schrieb vor gut drei Wochen einen Leserbrief an die Cambodia Daily. Bei einem zweiten Versuch, mit einem 1 Kilogramm Paket, machte er einen weiteren Post Preis Test. Der von Journalisten wiederholt wurde. Man sprach auch mit dem zuständigen Minister, der jedoch nichts unternehmen könne, da die Namen der jeweiligen Schalterdame nicht bekannt waren. Allein vom Gehalt eines Staatsangestellten zu leben ist unmöglich.
Doch alles Verständnis lässt zu Zeiten nach, vor allem dann wenn man sehr häufig auf die Dienste der Post angewiesen ist. Jener Australier der das Thema in die Zeitung holte vermutet inzwischen, dass die Zustellung seiner Post nicht mehr funktioniert – Phnom Penh ist nicht so groß, wenn man hier eine Weile lebt. Als Ausländer wird man schnell zum bunten Hund und ebenso bekannt. Möglich wäre es also.

Der Minister denkt darüber nach Namenschilder in den beiden Postämtern einzuführen. Mal sehen ob ich das erleben werde.

30. August 2005
Fünf Postkarten haben zusammen 9.500 Riel gekostet.
Die Briefkarte mit zwei Fotos hat 6.500 Riel gekostet und hat 30 Gramm gewogen.
Alle Angestellten der Hauptpost trugen an einem Baumwollband ein Namensschild, wahrscheinlich sogar mit Foto, doch alle trugen sie die Rückseite nach vorne.
Schneller als ich dachte konnte ich die Namenschilder auf der Post sehen, wenn auch von hinten.

Die Umleitung ist immer noch auf http://www.ilonaduerkop.net und Strato hat sich bis jetzt auch nicht gemeldet. Nach dem Gestern mein Newsletter Laos Tagebuch/Salon im Net raus ging und ich mein Problem dort kurz erwähnte bekam ich einige Hinweise, aber leider keine Lösung. So kommt es, dass ich zwar immer mehr Puzzleteile habe, aber der Lösung des Problems noch kein Stück näher gekommen bin, dabei sollte ihr die Index Seite von ilonaduerkop.net sehen, ich finde sie ist gut geworden.

Das die Seite nicht aufrufbar ist trägt nicht gerade dazu bei das Projekt voran zu treiben.

Für sachdienliche Hinweise ist eine Belohnung von zwei Postkarten aus Phnom Penh ausgesetzt.

31. August 2005
Au weia … ilonaduerkop.net bei Strato AG aktivieren kann ja schlimm werden
Das liest sich gar nicht gut. Strato AG hat diese online Mailformulare, die dazu dienen den Servis zu verbessern. Es fängt schon damit an, dass es keinen passenden Betreff zu meinem Problem gibt. Immerhin antwortet man mir dann recht prompt und der hilfsberiete Angestellte von Strato AG bitte mich mit den Mitarbeitern der Strato AG zu telefonieren, von Montags bis Freitags von 8 bis 20 Uhr, dann werde ich noch gebeten eine Bewertung über den Service abzugeben, dazu soll ich bitte einem Link folgen…
Natürlich kann man auf diese E-Mail nicht antworten und natürlich werde ich nicht anrufen, von Phnom Penh aus und mir Warteschleifenmusike für viele Dollar anhören.
Es ist frustrierend.
Also wieder online zu dem Mail Support Service von Strato AG
Ich habe meine Zweifel, ob es berücksichtigt wird, meinen Hinweis an Herrn oder Frau F.T. weiter zu leiten.
Noch bin ich ganz am Anfang meiner Odyssee. Was ich bei google herausfand als ich den Namen von F.T. zusammen mit Strato AG eingab läst schlimmes befürchten.
Vielen Dank für die Dokumentation! Wer wissen will wie schlimme es werden kann [.. wer nicht glauben will/kann muss lesen ..].
Ich hoffe bei mir ist es einfacher, ich will ja nicht mit meiner Domain umziehen (vielleicht sollte ich hier schon einmal schreiben – noch nicht), ich möchte nur das die Umleitung verschwindet die zu Network Solutions führt.

etwas später:
Wenn man auf den Stufen der Hauptpost steht, dann sieht man auf der gegenüberliegenden Straßenseite dieses Szene.
Heute habe ich die Anträge für unsere Wahlunterlagen an die Stadt Bonn geschickt, dort waren wir zuletzt 1996 gemeldet. Es ist etwas knapp, doch wer weiß vielleicht kann es ja dennoch klappen. Erstaunt war ich zu lesen das man auch dann noch eine Briefwahl in Deutschland beantragen kann, wenn man bereits seit 24 Jahren durchgehend im Ausland lebt, nach 25 Jahren leben im Ausland scheint dann aber Schluss zu sein.

Der Brief war übrigens deutlich schwerer als die Briefkarte die ich von zwei Tagen losgeschickt habe und für die ich 6.500 Riel bezahlt habe.
Der Brief mit den beiden Antragen hat Heute 2.500 Riel gekostet. Man scheint der Korruption bei der Post nun sehr gründlich über die Schulter zu sehen. Die Damen der Post verkaufen die Briefmarken unter den prüfenden Augen eines Büroangestellten, der aus der oberen Etage kommt – und dessen Namensschild man lesen kann.

1. September 2005
Das Leben in Phnom Penh beginnt früher am Morgen, als das Leben in Vientiane und dies gilt auch für mich. Um 9 Uhr morgens ist in Phnom Penh schon viel geschehen, nur die Touristen sitzen noch gemütlich beim Frühstück und blättern in ihren Reiseführern auf der Suche nach Abenteuern für den heutigen Tag.
Silvan, Aja und ich sind da schon längst am Wat Phnom.
In Wat Phnom gibt es keine Mönche, dennoch ist es sehr wichtig, denn es ist, nach der Legende, der Dame Penh gewidmet, die die Stadt gründete, als sie den Grundstein für einen Tempel auf einem Hügel (Phnom) legte.

Einer der Seitenaufgänge zum Wat Phnom
Seitenaufgang zum Wat auf dem Hügel (= Phnom)

Anschließend kann man sich mit kleinen Snacks stärken,
Auf dem Kopf palanziert diese Frau ihre Waren.

den Affen beim Spielen zuschauen und sie mit Bananen füttern,
spielende Affen auf einer Stupa, Wat Phnom

den Rundgang um Wat Phnom von dem Rücken eines Elefanten aus genießen,
täglicher Rundgang um Phnom Penh mit dem Elefanten

sich wiegen lassen
Eine Frau mit Personenwaage, ihr klein Unternehmen. 100 - 500 Riel pro Wiegen.

oder sein Karma verbessern, in dem man einem Mönch eine Gabe in seine Bettelschale tut und seine Achtung vor dem Mönch beweist, in dem man die Hände zusammen gefaltet einen Gruß spricht.
Mönch auf seinem Bettelrundgang

Phnom Penh, den 05. September 2005
Motola trompetet heute auf der Titelseite der Cambodia Daily.
Der Elefant wurde 1999 ein Minenopfer. Sein linkes Vorderbein musste Amputiert werden und er trägt eine der wohl grüßten Protesen die je angefertigt wurden.
Motola lebt in Nord Thailand im Elephant Conservation Center in Lampang Province, wenn mal jemand vorbei kommt – grüßt ihn von mir.

Lange Reihen von Prothesen mit Fuß, der Abstand zwischen Großem Zeh und nächstem Zeh war ziemlich weit, sah ich am Freitag in der Ausstellungshalle von Wat Phnom. Hier waren Bilder der nationalen behinderten Volleyballmannschaft zu sehen. Die Prothesen in mehreren Reihen wirkten bedrückend, weil sie von einer Realität sprechen, die oft übersehen wird. Die Volleyballspieler auf den Bildern sahen aus wie Kraft und Willen und ich war froh um diesen scheinbaren Gegensatz. Sind wir nicht immer noch überrascht wenn Behinderte Sport treiben – dabei: Warum sollten sie es nicht tun?
Der kambodschanische Fotograf Chor Sokunthea, hat wesentlich dazu beigetragen die Volleyballmannschaft über die Landesgrenzen hinaus bekannt zu machen. Jahrelang hat er die Spieler bei ihren Trainings und Wettkämpfen fotografiert.

Wenn man über Amputationen nachdenkt, kommt man zwangsläufig auch zu Krieg, Landminen und Waffen. Die eigentliche Ausstellung handelt ebenfalls davon. Tausende von illegalen Waffen wurden bisher in Kambodscha abgeben. An besonderen Feiertagen werden sie verbrannt, dazwischen warten sie wohl in einer Lagerhalle.
Künstler schweißen die Maschinengewehre zu Sporttrophäen, Skulpturen oder Gebrauchsgegenständen zusammen.
Ein überraschender, verstörender Anblick. Ein Elefant aus Maschinengewehren, eine Bank, ein Gartentisch.
Peace Art – Heißt das Konzept.
Warum erst jetzt? – fragt man sich dann plötzlich mitten in der Ausstellung.
Aus einem Maschinengewehr wird nie wieder eine Rose, aber immerhin kann daraus eine Gartenbank werden, oder ein Elefant auf dem Kinder spielen können.
Peace Art – zur Ausstellung bitte hier entlang …

6. September 2005
Das Thermometer hängt noch nicht an der Wand. Der Himmel ist hellblau, eine zarte Farbe, trotzig heben sich dagegen das Grün der Zuckerpalme und der Bäume ab.
Neben mir schwenkt der Standventilator geduldig von rechts nach links und wieder zurück, dabei weht er mir die Haare in die Augen.
Ich sitze im dritten Stock unserer Wohnung, Das Ende der Treppe bildet hier ein großes Viereck, auf dem der Schreibtisch und die beiden Aktenschränke genügend Raum finden, so sitze ich im Herzen des Hauses und höre auf die Geräusche die aus der Küche im zweiten Stock kommen.
Als wir das Haus zum ersten Mal sahen, dachte ich gleich daran hier oben einen Schreibtisch aufzustellen. Durch die Glasbausteine auf der einen und die Terrassentür auf der anderen Seite kommt hier sehr viel Licht hinein. Die Terrassentür ist aus Schmiedeeisen und nicht verglast, statt dessen gibt es ein Moskitonetz, so können die Geräusche der Straße und der Wind zu mir herein.
Mein Blick durch die Dachterrassentür zeigt mir die Ratansitzgruppe und die Wipfel der Zuckerpalme und der Bäume, die Dächer unserer Nachbarn sehe ich von hier aus nicht, ihre Häuser sind anderthalbstockig und selbst dann nicht zu sehen, wenn ich aufstehe.
Erst nahe der Brüstung, nachdem ich die Terrasse überquert habe sehe ich ihre Häuser.
Am Wochenende werden wir noch einige Pflanzenkübel nach oben schaffen, die Palmen, der Bambus und die blühenden Sträucher, stehen um die Sitzgruppe, von der Straße aus sieht unsere Dachterrasse jedoch noch unbegründ aus, man sieht nur die Buddhistischen Glöckchen und den Vogel aus Holz den ich aufgehängt habe.

7. September 2005
Es geht täglich weiter voran auf der Baustelle am Anfang unserer Straße.
Immer mehr Bauarbeiter tauchen auf der Baustelle auf und kampieren nachts im Rohbau.
Laut unserer Vermieterin wird dieses Haus für den Manager von Tiger Bier gebaut.
Tiger Bier ist eine thailändische Brauerei und der Mann wird mit zwei Personen in diesen Palast einziehen – ob es wahr ist, wir werden abwarten müssen. Dieses Jahr dürfte der Palast noch fertig werden. Mehrmals täglich wandert mein Blick zur Baustelle.

Straße 380 in Phnom Penh
Die Baustelle am Sonntagvormittag des 4. September

Silvan ist ganz begeistert wenn der Kran wieder einmal den Beton nach oben zieht, leider sehen wir nicht wie er aus dem Behälter fließt, aber das
haben wir an anderen Baustellen schon oft beobachtet. Ich weiß auch nicht warum, aber Jungen lieben Kräne, Bagger und ähnliches Bau- und Straßenbaugerät.

Heute ist es etwas diesig, der Himmel war schon am Morgen nicht blau, man gewöhnt sich schnell daran jeden Morgen mit blauem Himmel aufzuwachen,
die großen Regen setzen erst am Nachmittag ein.

Baustelle heute in Phnom Penh
Die Baustelle Heute

Während ich dies schreibe höre ich den Kran, der Motor läuft, sicher zieht er gerade wieder eine neue Fuhre Beton noch oben – oder ist es der Betonmischer den ich jetzt höre.

08. September 2005
Der Blick zurück, unsere Reise vor zwei Jahren. Die Fotos sind auf einer CD, ich habe es immer noch nicht geschafft auf den Russen Markt zu gehen und mir eine Tasche für 200 CD´s zu kaufen, dann hätte ich sie alle zusammen.
Immerhin sind die Bücher schon zusammen gekommen und stehen im Lesezimmer alle in einem Regal, was das für ein Luxus ist hatte ich ganz vergessen.
In Vientiane habe ich die Bücher in den verschiedenen Regalen gefunden, so viele wie in Deutschland zurückblieben sind es nicht.
Nun alle in einem Regal – einige Bücher - in den neun Jahren leben in Asien.

Lesezimmer in unserer Stadtwohnung in Phnom PenhViele von ihnen habe ich inzwischen mehrmals wieder gelesen. Gestern Abend habe ich eines der Bücher die ich im April 1996 von Bonn nach Vientiane (Laos P.D.R.) mitgenommen habe wieder angefangen. Es handelt von einem Bibliophilen, der seine Bücher als Freunde betrachtet und sich von keinem Buch trennt, dass je zu ihm fand. Ich hingegen musste mich trennen, meine Sammlung wieder schrumpfen, zum Glück war ich nicht gezwungen schmerzliche Verluste zu akzeptieren. Immer noch kommt es vor, dass ich eines der Bücher aus meiner langjährigen Sammlung in Deutschland vermisse. In einer Lagerhalle in Bonn warten sie darauf, dass sie eines Tages wieder in einem Regal Platz finden.
Zusammen mit meinen Büchern hier, die mehrer Regenzeiten durchgemacht haben und man ihnen das auch ein wenig ansieht, wird es ein lebendiges Bild geben – eines Tages – keiner weiß wann.
Ich glaube die Regenzeit in Kambodscha wird freundlicher zu meinen papiernen Freunden sein, die Luftfeuchtigkeit ist nicht ganz so hoch wie in Laos

09. September 2005
Der erste Besucher nähert sich gemächlich Phnom Penh.
Gestern hat er sich das Ticket in Chau Doc an der Grenze zu Kambodscha gekauft.
Sein Pass ein Tagebuch, schon in Deutschland hat sich Jojo das Visum für Vietnam und Kambodscha besorgt.
In ein paar Tagen will er weiter nach Laos, dass Visum besorgt er sich hier in Phnom Penh. Zu Fuß können wir von uns aus zur laotischen Botschaft gehen.
Heute Nachmittag wird er anrufen.
Gern hätte ich gesehen wie sein Schiff aus Vietnam im Hafen ankommt, aber mit der Ankunftszeit hat er geheimnisvoll getan und das akzeptiere ich.
Es wäre ein leichtes zu erfahren wann das Schiff einläuft.
Heute Abend werden wir in einem Sraßenrestaurant am Fluss sitzen.
Ich bin gespannt was seit dem letzten Jahr in Bonn alles so passiert ist.

13. September 2005
Der kleine Prinz in Kambodscha
Der kleine Prinz in KhmerDa lag das Buch ganz unerwartet und vertraut und fremd zugleich. Wenn ich mir hätte wünschen können welche Bücher übersetzt werden sollten in Khmer, dann wäre Der kleine Prinz ganz bestimmt dabei gewesen. Jedoch bevor ich mir über diese Dinge überhaupt Gedanken gemacht habe, da lag dieses Buch schon vor mir.
Diese unerwartete Begegnung fand im Laden von Friends-International Street Children Network statt. Der Laden gehört zu einer vor 11 Jahren gegründete Initiative. Street Friends, oder schlicht Friends, genannt. Die Aktivitäten sind in diesen 11 Jahren immer mehr geworden. Nach dem Laden kommen die Werkstätten, in denen die Straßenkinder unterrichtet werden und eine Berufsausbildung machen können. Hier befindet sich die einzige Fahrradwerkstatt in Phnom Penh.
Friends bietet aber auch schlicht sichere und saubere Schlafplätze.
Neben den Werkstätten befindet sich das 2001 eröffnete Restaurant „Friends“, ein pulsierender lebendiger Ort. Die Gerichte in kleinen Portionen sind ausgezeichnet und die Bedienung ausnehmend freundlich. Sie sind an ihren dunkel blauen T-Shirts leicht von den Gästen zu unterscheiden, Student steht bei einigen auf dem Rücken. Immer in der nähe befinden sich Trainer, die schon länger dabei sind und weiter helfen wenn etwas einmal nicht verstanden wird. Hilfreiche Freunde eben.
Ich fühle mich wohl in diesem pulsierenden Restaurant, der Jazz aus den Lautsprechern passt zum Ambiente, man gibt sich weltoffen, leicht kann man vergessen dass alle die hier arbeiten im Restaurant und in der Küche einmal Straßenkinder waren, die keine Hoffnung meher hatten und von der Welt vergessen waren.
Jetzt sind sie beinahe so etwas wie kleine Prinzen und Prinzessinnen.

prerongmatscha dheeui / Prinz klein
(prer ong matscha) dheui
Prinz klein

16. September 2005 Könige der Straße Für mich sind die Cyclofahrer die Könige der Straße, allein weil sie so erhaben und kerzengerade auf ihren Cyclos sitzen und der Fahrgast vor ihnen in einem Sessel. Bei jeder halben Drehung der Kurbel schwebt der Fuß einige Sekunden über der Pedale und dann fasst er wieder Tritt und die nächste Runde beginnt. Gerade war so ein Cyclo bei uns zu Hause, der Fahrer lud drei Reissäcke in den Sitz und auf die Fußschaufel in der der Fahrgast bequem seine Füße ausstrecken kann. Jetzt lag ein Sack Reis darauf. Jeder Sack wiegt 40 Kilo, ein stattliches Gesamtgewicht, was da auf dem Cyclo lastet, der fahrbare Sessel, ist nur durch zwei Stangen mit dem halben Fahrrad verbunden. Als die Säcke aufgeladen waren, ging der Sessel nach unten und der Rest des Fahrrad schwebte über dem Boden. Sein ganzes Körpergewicht reichte kaum aus, um das Fahrrad wieder nach unten zu drücken, mit vereinten Kräften haben wir es geschafft. Die Cyclofahrer sind sehnige schlanke Menschen. Meist sind sie nicht der Besitzer des Cyclos, sondern haben es gemietet, dass schafft Abhängigkeiten und schmälert das Einkommen, denn jeden Abend muss die Miete für das Cyclo bezahlt werden. Einmal sah ich einen Cyclofahrer gegenüber unserer Wohnung, mitten in der Nacht schlief er in seinem Cyclo. Viele Farmer kommen außerhalb der Pflanz- und Erntezeit in die Stadt um Geld als Cyclofahrer zu verdienen, wenn ihre Familien mit dem Pflanzen des Reisses beginnen, fahren sie wieder in ihre Dörfer zurück.

17. September 2005
Da sitzen sie auf grauen Stühlen, die auf schwarze Eisengestelle montiert sind, in Fünferreihen neben einander. Jeder sein krankes Kind auf dem Schoß, in einer schwarzen Tasche, oder die etwas Größeres stehen abseits in grauen Metallgehäusen.
Mit Sorgenfalten und zusammengezogen Schultern, warten sie stumm und ergeben, bis sie an der Reihe sind. Bis die junge Frau hinter den Schreibtischen sie auffordern näher zu treten. Dann endlich dürfen sie über die Symptome sprechen, zur Demonstration wird der Patient an den Strom angeschlossen, dann ertönt meist das Windows Jingle und auf dem Desktop erscheint ein Baby oder Kinderfoto, oder das einer Landschaft.
Immer wieder werden die Schilderungen unterbrochen, vom Telefon, von einem anderen Kunden der nur mal eben eine Frage hat, deren Beantwortung Zeit erfordert. Selten ein Kambodschaner der den Frager auf den Platz in der Reihe verweisen würde, man bliebt stets gelassen.
Die Symptome werden mit drei Durchschlägen in ein Formular eingetragen, Name und Telefon-Nummer aufgeschrieben. Für Geräte die hier gekauft wurden 10USD für mein Gerät das in Bangkok gekauft wurde 20 USD. Der Durchschlag der auf den Patienten geklebt wird, ist rosa. Nach der Aufnahme wird der Doktor gerufen.
Wenn der Techniker dann von oben herunterkommt, dann stehen sie mit ihren Laptops und Desktops wieder hoffnungsvoller da, als könne seine bloße Anwesenheit schon verhindern, dass nicht mehr alle Tasten reagieren, das Laufwerk C plötzlich nicht mehr erkannt wird, die Externe Festplatte nicht angesteuert werden kann – und weitere Probleme mehr.
Ganz zu Schweigen von, denen die einen Drucker, ein Faxgerät auf den Knien, oder ein vereinzeltes Motherboard in der Hand haben, dass besorgniserregend komplex und nackt aussieht.
Meine Wortbilder teilte ich mit dem Techniker und der lachte verstehend, als wir gemeinsam auf die nie abreißende Stuhlreihe mit Kunden, im Service-Bereich sahen.

Meine Tastatur funktioniert wieder und mein Maus-Pad reagiert die meiste Zeit.
Da gibt es auch noch eine externe Maus, anschmiegsame Handauflage und roter Kugel über die rollend gesteuert wird, ich glaube die hohle ich jetzt wieder hervor.

21. September 2005
Heute ein leidiges Fax an die Strato AG, bezüglich meiner Domain ilonaduerkop.net.
Es ist nicht das erste Fax und von den E-Mails die ich bisher an meinen Webhoster geschrieben habe ganz zu schweigen.
Strato AG glänzt durch Ignoranz, oder beantwortet eine Frage die ich nicht gestellt habe.
Es ist äußerst frustrierend, so weit weg zu sein und per Service Mail Center der Strato AG nicht weiter zu kommen und anstatt Antworten zu meinem Problem, Standart E-Mails zu erhalten, die an der Fragestellung natürlich völlig vorbei gehen.
An einen Anruf meinerseits ist nicht zu denken!
Der Kundenservice ist entgegen eigener Aussage von Strato AG absolut unzureichend und was der TÜV da prüft ist mir schleierhaft.
Das Service Mail Center, per Mailformular, ist die einzige Möglichkeit der Kunden mit der Firma Kontakt aufzunehmen. Die Anfragen werden nicht vollständig gelesen und können daher auch nicht zufrieden stellend beantwortet werden.
Inzwischen gibt es Kunden Info Seiten zum schlechten Service bei Strato AG.
Mit meinem heutigen Fax geht auch meine Geduld dahin.
Diese Treppe ….

Phnom Penh, Kambodscha - Treppenaufgang

kommt jeder unserer Besucher zu uns hinauf in den zweiten Stock.

Seit Montag habe ich wieder lieben Besuch aus Deutschland, deshalb ist es hier so still geworden. Ich streife den ganzen Tag mit unserem Besuch durch Phnom Penh und stelle fest wie viel ich schon über meine neue Stadt weiß.
Jeden Abend gehen wir gemeinsam essen – ein sehr köstliches Leben zur Zeit.
Abends sitzen wir dann lange auf der Dachterrasse, Olaf und ich sind die letzten die zu Bett gehen, um 2 Uhr herum.

26. September 2005
Um mich herum ist es wie in meinem Regenzimmer in Vientiane, nur mit dem kleinen Unterschied, dass der Wind der diese heftigen Monsunregen begleitet, keinen Sprühregen bis zu meinem Laptop schickt. Hier auf der gut 60 Quadtratmeter großen Dachterrasse bleibt alles trocken, der Wind weht mir die Haare ins Gesicht.
Ganz so komfortabel sitze ich nicht – wie in Vientiane. Zum Rattan „Salon“ gehört ein niedriger Couchtisch und der ist zum Schreiben nicht so geeignet wie die Sitzgruppe es in Vientiane war.
Auf den dünnen Blechdächern der Vorbauten und der kambodschanischen Wohnsiedlung gegenüber prasselt der Regen wie mit hundert kleinen Hämmern.
Neben unserem Haus wohnt eine betreute Gruppe von behinderten kambodschanischen Kindern. Heute sah ich einem blinden Mädchen zu, wie es schwungvoll die Einfahrt zum Haus kehrte. Mit dem großen Besen führte sie einen fröhlichen Tanz auf. Ihr ganzes Gesicht lachte. Sie ist etwa zehn Jahre alt und ich nehme an ihre Familie stammt nicht aus Phnom Penh.

27. September 2005
Phnom Penh Straße 380, Mann wäscht Wäsche im RegenImmer noch, auch nach neun Jahren in Süd Ost Asien beeindrucken mich diese kräftigen Monsunschauer. Ich möchte es den Kindern gleich tun, die splitternackt durch den Regen laufen, fröhlich lachend unter dem Ablauf einer Regenrinne, den kräftigen Strahl auf den Körper klatschen zu lassen und einander nass zu spritzen.
Oder den Männern möchte ich es gleich tun, die mit einem Tuch um die Hüften, die Wäsche in das vorbei fließende Wasser auf die Straße werfen und auf diese Weise eine sinnvolle Tätigkeit heucheln, ebenfalls mit dem Wasser spielen können.
Oder den Frauen, die mit großen Schüsseln unter der Regenrinne stehen und den kostenlosen Reichtum sammeln, der vom Himmel fließt wie ein Geschenk an alle Menschen. Ein Geschenk das die Herzen leicht macht und tanzen.
Das aufgefangene Wasser wird im Haus in einem großen irdenen Tonkrug gesammelt.
Wenn der Regen ausbleibt, wird daraus mit einer Schöpfkelle aus Plastik das Wasser über den Körper gegossen, damit die Seife ablaufen kann. Regenwasser macht die Haare seidig und glänzend, eine Erfahrung die man in Deutschland nicht mehr ohne weiteres machen kann.
Phnom Penh, Kambodscha, Frau fängt Regenwasser aufSo lange der Regen kommt ist es leicht die Tonkrüge gefüllt zu halten, in der Trockenzeit muss Wasser gekauft werden, oder vom Schulgelände in Farbeimern nach Hause getragen werden. Manch einer wird seine Wäsche gleich an der Pumpe waschen und die frisch gewaschene Wäsche auf dem Kopf nach Hause balancieren.
Die Blechtonne des Wasserverkäufers steht auf ihren platten Gummireifen im Hof, ein paar Häuser weiter. Die Holzgriffe sind mit blauen Stoffstreifen umwickelt, scheinbar ist er in der Trockenzeit lange unterwegs. Jetzt hat er die meiste Zeit frei, womit er in der Regenzeit sein Geld verdient weiß ich nicht.

28. September 2005
Land ist Stolz auf seine große untergegangene Kultur, deren sichtbares Erbe an die Zukunft ist überall präsent. Es gibt kaum eine Riel Banknote, auf der nicht Angkor Wat zu sehen ist und das ist nicht nur bei den neuen Riel Noten der Fall, sondern auch bei den Älteren.
Diese 1000 Riel, Mille Riels, Banknote der Banque Nationale Du Combodge, habe ich letzte Woche auf dem überquellenden Russenmarkt (Phsar Toul Tom Poung) gekauft. Für zwei verschiedene Banknoten, habe ich 1 USD bezahlt. Ich habe versucht aus einem Bündel, dass mit einem Gummiband zusammen gehalten wurde, die saubersten Scheine heraus zu finden. Leider steht auf den Banknoten keine Jahreszahl.
Heutige 1000 Riel Scheine sind gut 20 % kleiner.


Hier die Rückseite der Banknote.

29. September 2005
Battambang Provinz
– Weinanbaugebiet in Kambodscha
Phnom Penh Straße 380, Mann wäscht Wäsche im RegenDer erste Jahrgang aus Kambodscha. Einige Kollegen meinten man sollte eine Kiste bei e-Bay versteigern. Chan Thai Chhoeung, der beste ausgesuchte Rosewein, steht auf dem Etikett.
Wein nun auch aus Kambodscha.
Der Winzer träumt davon zwei bis drei Mal im Jahr ernten zu können.
Gelernt hat er sein Handwerk in Frankreich, nach mehr als 20 Jahren ist er mit seiner Familie nach Kambodscha zurückgekehrt. Einige Rebstöcke im Gepäck.
Die Familie hat die Province Battambang zum Anbaugebiet von Reben gemacht.
Man hofft auf gute Gewinne, die Anfangsinvestitionen haben viel Geld aufgebraucht. Die Genehmigung der Regierung hat 1.400 USD gekostet, und ein Gerät, auf das man nicht verzichten konnte kostete das junge Unternehmen 1.000 USD.
Der erste Jahrgang gärte in 20 Liter-Plastikflaschen.

30. September 2005
Zu meinem Frühstück gehört die Cambodia Daily dazu, wie Müsli, Yoghurt und Kaffee. Der Morgen, wenn alle aus dem Haus sind und nur Silvan und ich übrig bleiben, ist die einzige Zeit am Tag, in der ich eine Zeitung lesen kann.
Heute jedoch war etwas anderes, auf der Titelseite war ein Artikel über ein „historisches Khmer Rouge Cafe, dass vor zwei Wochen geöffnet hat.
Das Kaffee befindet sich gegenüber der Toul Sleng Museums, wo sich in den Jahren 1975 – 1979 soviel schreckliches ereignet hat.
Original Khmer Rouge Menü, ein bizarrer Gedanke.
Geschichte zum nach erleben – ist das möglich?
Und wie macht man ein Cafe angenehm und schafft trotzdem den Anspruch ein historisches Khmer Rouge Cafe zu sein. Wenn man einmal davon absieht das es während der Khmer Rouge Zeit keine Cafes gab, ja nicht einmal Kaffee.
Ich beschließe dem Artikel nach zu gehen und so bestimmt die Cambodia Daily auch meinen heutigen Vormittag.

The Cambodia Daily historisches Khmer Rouge Cafe

5. Oktober 2005
Wenn Elefanten miteinander kämpfen,
werden Ameisen getötet.
kambodschanisches Sprichwort

Mein Besuch mit Konrad im historischen Khmer Rouge Cafe, gegenüber des Toul Sleng Museum geht mir nicht aus dem Kopf. Immer noch weiß ich nicht, was ich von der Idee halten soll und vergleiche mit dem deutschen Holocaust scheinen mir unpassend, obwohl sie für einige nahe liegen.
Am Donnerstag während eines Interviews sagte der Kulturminister, dass er das historische Khmer Rouge Cafe noch nicht besucht, ja nicht einmal etwas von seiner Existenz wusste. Das Museum hat seit zwei Wochen geöffnet. Der Kulturminister wolle das Cafe in der kommenden Woche besuchen, dazu wird er keine Gelegenheit mehr haben, denn bereits am Freitagnachmittag wurde das Cafe geschlossen, da keine Businesserlaubnis vorläge.
Am Freitagmorgen war das Cafe mit Journalisten und Fotografen gefüllt.
Der kambodschanische freie Journalist Madra Ek, stürzte sich auf Konrad und mich, um die vermeidlichen Kunden dieses Kaffees zu interviewen, als Kollegin fiel ich jedoch aus und er lachte lange über diesen köstlichen Witz. Madra Ek hatte vier Fotografen in seinem Gefolge, ein Aufnahmegerät. Als Konrad und ich einen Tee bestellten, den laut Menü nur die Offiziere tranken und das einzige Getränk das es zu bestellen gab, wurde mir dann doch ein Mikrofon vor den Mund gehalten. Im heißen Wasser schwammen vier winzige Bruchstücke eines Teeblattes. Der Tee blieb heißes Wasser.
Authentisch waren die roh gezimmerten Tische, mit festgenagelten Bänken. Auf den Bambusmatten lag noch ein 10 Zentimeter langer Nagel. Die Bedienungen sind unter 25 und zur Zeit der roten Khmer waren sie noch nicht geboren, mit eigenen Erinnerungen an die Jahre unter der Regie des großen Bruders Nummer Eins, ist es unmöglich die Touristen zu bedienen und ihnen das Khmer Rouge Menü zu servieren, auch wenn vieles im Kaffee erfreulich unauthentisch wirkt.
Westen, lange Röcke, oder Hosen, tragen die vier jungen Frauen die hier bedienen, alles in schwarz, der einzige Farbtupfer das rot-weiß karierte Krama über die Schulter geworfen, die Füße nackt.
Krama, damals wie heute das Mehrzwecktuch der Kambodschaner.
Handtuch, Kopfbedeckung, Trage für das Baby, Schattenspender, Signal für die Überlandbusse anzuhalten.
Hakpry Sochivan, der Besitzer des Cafee´s hat die Idee seit Jahren. In Siem Reap und Phnom Penh bietet er traditionelle Massage an. Seit er die Geschichte seiner Großeltern unter den Khmer Rouge als Kind gehört hat, träumt er davon, dass Geschichte erinnert werden muss, damit sie sich nicht wiederholt, deshalb träumte er davon ein historisches Cafe gegenüber des Genozid Museums zu eröffnen – sein Traum währte zwei Wochen. In dieser Zeit besuchten zwei Ausländer das Cafe. Heute vertreiben die Journalisten mit ihren Fragen zwei Touristinnen aus Hongkong.
Wer Träume Wirklichkeit werden sieht, der weiß, dass man sie nicht so leicht aufgibt, dies gilt auch hier.

Das „Unforgettable Menü“ kostet 6 USD.

1/ - Khmer Rougs Reis
Wasser mit einem groben Korn Salz

Die Khmer Rouge gaben einer Person ein wenig Reis oder Mais, mit Wasser und einigen Blättern – morgens und abends.

2/ - Lolok Ei, süß
Lolok bedeutet Schwalbe, es handelt sich hier jedoch nicht um ein wirkliches Ei
sondern um aufgeschwemmte Körner Sticky Reis, in Kokosmilch
mit Wasser und Zucker.

Diese Süßigkeit, ein willkommene Abwechslung der eintönigen Alltagskost gab es einmal im Jahr, zum 17. April, der Übernahme des Landes durch die Khmer Rouge.

3/ - Teuk Phnew
Khmer Rouges Tee

Tee den die Offiziere gewöhnlich jeden Tee tranken.

4/ - Kroma Rouge

Die Khmer Rouge von der Bevölkerung kurz „Angka“ (Organisation) genannt , verteilte jedes Jahr zum 17. April ein neues Kroma, rot weiß kariert. Das multifunktionale Tuch.

Dies ist das unvergessliche Menü, dass man im Cafe erhielt.

Toul Sleng Museum in Phnom Penh

Konrad und ich gingen zu Fuß, dass Tuol Sleng Genocide Museum ist 10 Minuten von unserem Haus entfernt.

7. Oktober 2005
Gestern Abend war der Empfang des deutschen Botschafters, zur Feier der Widervereinigung Deutschlands. Zu den Gästen zählte der Kulturminister und eine der beiden einzigen Ministerinnen war ebenfalls dort. Die Ministerin für Frauen.
Vertreter der deutschen Organisationen, und einige Botschafter aus anderen Nationen.
Es war ein buntes, wohlgekleidetes Volk geladen.
Die Nationalhymen Kambodschas und Deutschlands wurden von einem Cello, einer Geige und einem Klavier gespielt.
Die Rede des Außenministers und des Botschafters war beinahe spartanisch.
Vor dem Rednerpult stand das Brandenburgertor aus weißen durchsichtigem Eis.
Spätzle, Thüringer Bratwürstchen, Sauerkraut und „Laugenbretzel“ standen an zwei Buffets bereit. Daneben gab es Schwarzwälderkirschtorte, kambodschanischen Naschwerk und Früchte aus Kambodscha. Weißwein aus Deutschland, Bier aus Kambodscha, Apfelsaft und Orangensaft wurden von dem geübten Personal des Royal Hotel auf silbernen Tabletts herumgereicht.
Um 20 Uhr 30 war offizielle alles vorbei.
Kurz vor 21 Uhr stand der Botschafter bereit um seine Gäste mit Handschlag zu verabschieden.
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Heute hat mich eine freundliche und sehr bemühte Mitarbeiterin der Strato AG aus Deutschland angerufen! Wir sprachen gut 20 Minuten über die beiden Domains, zu denen ich keinen Zugang habe.
Zusammen mit Frau B. fand ich eine zufrieden stellende Lösung für meine ilonaduerkop.net Seite. In Fünf Tage, so versprach mir Frau B. wird www.ilonaduerkop.info zu erreichen sein.

11. Oktober 2005
Siam Reap und Phnom Penh. Cambodia Pocket Guide, der kostenlose Reiseführer nun auch online. Hier erfährt man auch wie warm es gerade in Kambodscha ist – auf der Seite oben rechts.
Wer sich für die Gefühlte Temperatur interessiert, der muss ins Phnom Penh Tagebuch wieder kommen.
Gefühlte Temperatur heute: In der Sonne unerträglich; hier unter dem Dach gemildert durch den Ventilator, erträglich. Es ist ein „drei-Mal-dusch-Tag“ – definitiv!

Der Link zu Hotels, Restaurants und Veranstaltungskalendern … Kambodscha in der Tasche
Ein Abend an einem der drei Seen in Phnom Penh. Am Ufer leben die Menschen in ihren Wellblechhäusern, der See versorgt sie mit Fisch und entsorgt den Abfall. Ein Umweltbewusstsein wächst, unterstützt in der Trockenzeit, wenn der Wasserspiegel fällt und die Gerüche schwer in der Luft schweben und die Sonne die Dächer aus Blech knacken lässt. Jetzt Anfang Oktober ist die Luft am Abend kühl und die Farben, die der kambodschanische Himmel hervorbringt, entziehen sich den Worten die beschreiben möchten.
So ein Licht ist nicht zu fotografieren, man muss es im Gedächtnis aufheben wie einen kleinen Schatz.

12. Oktober 2005
Im Lesezimmer wohnt eine Maus.
Ihr Haus ist ein geräumiger Schrank, der neben dem Badezimmer eingebaut ist. In den Boden des Schrankes hat sie ein Loch gefressen und lebt scheinbar ganz vergnügt im Raum zwischen Fußboden und Schrankboden.
Unmotiviertes herumstochern blieb ohne Ergebnis, sie tat uns nicht den gefallen voller Panik zwischen unseren Beinen durch zu laufen, aus dem Lesezimmer und raus durch die weit geöffnete Tür nach draußen auf die kleine Terrasse und dann die Treppe hinunter und wieder ins Mäuseparadies, duftende frische Erde.
Sie blieb.
Im Schrank nichts als Videos und DVD´s, sowie einige Disketten, auf denen sich alte Word Dokumente befinden. Nichts was wirklich lecker ist.
Tagelang blieb der Schrank verschlossen, doch der Maus ging es gut, ihre Verdauung ist in Ordnung und inzwischen riecht der ganze Schrank nach Maus.
In der Küche entstehen Löcher, gestern habe ich den Fußboden weiß gepudert, als ich eine Tüte Mehl aus dem Regal holte. Auch die Nudeln scheinen nach Mausgeschmack zu sein. Das Müsli haben wir schon vor zwei Wochen in Dosen gepackt.
Eine Maus, zwei Mäuse – wir wissen es nicht. Freunde erfreuen uns mit Horrorgeschichten über das explosionsartige Vermehrungspotential.
Wie die Maus aus dem verschlossenen Schrank, mit einem einzigen Loch im Fußboden kommt - wir wissen es nicht. Wir können nur ahnen, dass sie sich ein Labyrinth durch den Beton gefressen haben muss, unwahrscheinlich, aber wie konnte sie überleben und Nahrung finden - wir wissen es nicht.
Was wir brauchen ist eine Katze mit Killerinstinkt!
Vielleicht reicht schon der bloße Katzengeruch aus, um die Maus aus dem Haus zu jagen. Das wäre uns am sympathischsten!
Gestern Abend standen, gewissermaßen als erste Drohung, zwei kleine Säcke Katzenstreu, mit einer breit grinsenden gelben Katzen in ihrem Kistchen, auf dem Toilette steht und drei Dosen Whiskas Katzenfutter, mit einem niedlichen grauen Katzentier, dass ganz leutselig auf den Betrachter blickt – die ganze Nacht stand der Hausstand unserer zukünftigen Katze auf der Spüle.
Die Katze ist eine Leihgabe, die Killerinstinkte vorhanden und heute Abend zieht sie bei uns ein. Drei Wochen müssten reichen meinte Silvia, die so freundlich ist eine ihrer drei Katzen an uns zu verleihen.
Sie werden sich am Geruch erkennen.

13. Oktober 2005
Gestern Abend ist Caruso bei uns eingezogen.
Sein Kistchen hat er gleich gefunden, ein kluger Kater.
Zu Begegnungen mit dem Feind ist es bis jetzt noch nicht gekommen, obwohl er einmal wirklich sehr nahe dran schien, in Silvans Zimmer, hinter der Alukiste, mit der wir im April 1996 von Deutschland nach Laos gezogen sind. Caruso kam nicht näher ran und ich wollte die Kiste nicht verrücken, da Aja und Silvan so schön miteinander spielten, der ganze Fußboden war bedeckt mit einem Bauprojekt, zu dem eine Unmenge Duplosteine zählt.
Caruso bewegte sich zwischen ihnen auf elegante Katerart hindurch.

Caruso Müller aus Phnom Penh, Kingdom of Cambodia
Caruso Heute um 11 Uhr Vormittags – Ortszeit Phnom Penh

14. Oktober 2005

Baustelle in unserer Straße 380, in Phnom Penh

Gestern gegen siebzehn Uhr, plötzlich diese schräg stehende Abendsonne, die die Schatten verschwinden lässt und alles ohne verschwimmende Konturen zeigt, wie Scherenschnitte, klar abgegrenzt, als ob alles vereinzelt wäre und beziehungslos zu den anderen Bildern stände. Ein Fotolicht – mir fiel auf, dass ich schon lange keine Bilder mehr von der Baustelle gemacht habe.
An der Baustelle, in unserer Straße, wird immer noch täglich gearbeitet, manchmal denke ich es sind wenig Leute für so eine große Baustelle. Wann dieses Riesenhaus wohl fertig sein wird?
Auf den Baustellen in Phnom Penh arbeiten oft Farmer aus den Provinzen rund um die Hauptstadt. Farmer die von der Farmarbeit nicht leben können.
Sie sind Hilfsarbeiter, schlecht ausgebildet und manch eine Baufirma spart an der Sicherheit. Die Baugeräte mit denen gearbeitet wird sind meist alt und in schlechtem Zustand.
Vieles ist Handarbeit.
Das Gebäude ist zu hoch für den Lastwagen, der einen ausfahrbaren Kran hat und den Beton nach oben pumpt. So wird der Beton von einem Baukran nach oben gezogen. Als der Behälter leer ist, lässt der Kranführer ihn einige Meter ungebremst fallen, dass Geräusch erschreckt Silvan und mich und wir sehen noch wie der Betontrichter wieder von den Ketten aufgefangen wird, wir sind nicht die einzigen die sich erschrocken haben, auch auf der Baustellte schien die Aktion niemand witzig zu finden.
Unfälle sind nicht selten.
Gestern, es war schon nach Mitternacht, saß ich immer noch auf der Dachterrasse und las einen Artikel in DIE ZEIT über den Amerikaner Apostolos Gerasoulis der die Suchmaschine Ask Jeeves erfunden hat, als es aus den Wolken zu schütten begann. Dieses Rauschen erfüllte jeden Winkel und ich löschte die Stehlampe hinter dem Sofa, trat an die Brüstung und schaute hinunter auf meine Straße. Gegenüber im Haus leuchtete ein Fensterviereck in strahlendem Weiß. Eine Frau bemühte sich mit dem Stoff den Fensterrahmen auszufüllen. Wenig später war sie auf der Straße. In ihrer Hand einen ausgedienten Farbeimer, aus der Regenrinne schoss das Wasser in einem dicken Strahl heraus, immer wieder füllte sich der Eimer, geleert wurde er in einen meterhohen Tonkrug, dessen bauchigste Stelle von einem Menschen alleine nicht umspannt werden kann.
Auch zwei weiße Gespenster waren ein paar Häuser weiter unterwegs. Immer wieder liefen sie in ihren weißen Regenroben über die Straße und füllten ihre Wassereimer dort, auch sie hatten neben ihrem Haus einen Tonkrug der gefüllt wurde. Die Kapuzen ihres Regenmantels liefen spitz zu und verdeckten ihre Gesichter, unter dem Saum tauchten abwechselnd die nackten Füße auf.
Der Regen hat diese Menschen aufgeweckt und sie sind aufgestanden um ihre Krüge zu füllen, Morgen wird der Wasserverkäufer an ihnen nichts verdienen.

und Caruso ….
Caruso unser Leihkater schläft sich tagsüber aus
Ortszeit 14 Uhr 15

17. Oktober 2005
Caruso hat einfach etwas gebraucht um sich einzugewöhnen – oder rede Caruso unser Leihkater hat sich eingewöhnt ich mir das nur ein. Gestern musste er hinter dem Kühlschrank befreit werden, am Tag zuvor war er zwischen Wand und Tiefkühltruhe gelandet und die ungenutzte Truhe musste verrückt werden, damit er wieder frei war. Auf die Befreiung brauchte er beide Male nicht lange zu warten, da wir gerade alle zu Hause waren. Hinter dem Kühlschrank lagen die Verdauungsreste einer Maus, nach Jahren der Übung leicht von Gekosch….. zu unterscheiden!
Caruso war also auf Spurensicherung.
In Silvans Zimmer fand er für uns ein angefangenes Mäusenest. In dieser Nacht durfte Silvan in unserm Zimmer schlafen und Caruso in Silvans Zimmer ein und ausgehen wie es ihm beliebt.
Heute Morgen hat Caruso sich dann regelrecht verausgabt und eindrucksvoll vorgeführt zu was er wirklich fähig ist.
Mit einem Federball veranstaltete er wilde Sprünge und schwierige zirkelige Hüpfer, jetzt wissen wir was in Caruso steckt und sind froh dass die Mausefalle nicht von uns war, sondern von unserem Vermieter zur Verfügung gestellt wurde. Ich glaube das hätte einen großen Rückfall im aufgebauten Vertrauen bedeutet und Caruso wäre möglicherweise leicht gestört zurückgeblieben. So können wir uns immer darauf berufen, dass die Mausefalle nicht von uns besorgt wurde.
Eine sehr „humane“ Mausefalle, in der Mitte hängt duftender Fisch und wenn die Maus den Fisch annagt, dann fällt hinter ihr die Türe zu.
Caruso war so empört, dass er schon nach wenigen Minuten dafür sorgte dass die Tür der Falle zufiel.
Weniger freundliche Menschen werden jetzt behaupten, er habe an den Fisch gewollt -

18. Oktober 2005
Gestern bekam ich einen Brief von Lany – in Englisch, ich war ganz gerührt. Ich weiß wie viel Mühe es sie gekostet haben muss diesen Brief zu schreiben. Lany war Silvans Kindermädchen und half Soug wann immer es nötig war. Lany und ich sind viel zusammen mit Silvan herum gefahren, haben Tempel besucht, dass Hmong Neujahrsfest, Spaziergänge am Mekong und in Lao Pako unternommen.
In ihrer Begleitung entstanden einige Fotos, die ohne ihre Anwesenheit nicht so locker geworden wären.
Sie fragt nach Silvan und nach Allen.
Ihr geht es zum Glück wieder gut. Kurz vor unserer Ausreise bekam sie Menigistis und lag drei Tage im Koma, ich war jeden Tag mit Silvan im Krankenhaus, alle kannten uns inzwischen. Nach fünf Tagen ging es Lany besser.
Zu unserer Abschiedsbasi lies sie sich aus dem Krankenhaus entlassen.
Ich konnte sie nicht wieder zurück schicken, blass und kraftlos saß sie zwischen den Anderen.
Nun schreibt sie Briefe in Englisch!
Ihr Mann kann seine Arbeit weiter führen. Die Familie die nach David in unser Nachbarhaus ziehen, übernehmen ihn als Fahrer, darüber bin ich sehr froh.
Lany sucht immer noch Arbeit, seit dem wir am 30. Juni aus unserem Haus entgültig ausgezogen sind. Von hier aus kann ich leider nur sehr wenig tun.
Ich habe Wurzeln in Laos, es schmerzt und es ist schön!

-*-*-1 von 7 Fotos aus Laos-*-*-

19. Oktober 2005
First they kilt my father engl. Orginaltitel
Aus der Amazon.de-Redaktion
“Nach einunddreißigstündigem Flug über den Pazifik sieht die Besucherin aus Amerika endlich ihre Heimat unter sich auftauchen. Es herrscht Regenzeit in Kambodscha, große Teile des Landes sind von silbrig schimmernden Wasserflächen bedeckt. Voll schwerer Gedanken reist Loung Ung noch einmal zurück in die Schreckenstage ihrer Kindheit.
Eine Kindheit, die für das damals fünfjährige Mädchen eine einzige, nicht enden wollende Fahrt mitten ins Herz der Finsternis bedeutete. Phom Penh, April 1975: Einmarsch der Roten Khmer in die Hauptstadt. Pol Pots Maßnahmen zur Schaffung einer klassenlosen Agrargesellschaft werden brutal in die Tat umgesetzt. Unter dem Vorwand, amerikanische Bombenangriffe stünden bevor, treiben die Truppen die Einwohner Phnom Penhs gnadenlos aufs Land. Der wahre Grund: Pol Pots Befehl zur Ausradierung der Metropolen….“
Loung Ung wurde 1970 in Kambodscha geboren. 1975 begann ihre Flucht vor dem Regime der Roten Khmer. Seit 1980 lebt Loung Ung in den USA. Heute ist sie Sprecherin der Vietnam Veterans of America Foundation und deren "Kampagne für eine Welt ohne Landminen", die als Organisation der Internationalen Kampagne zum Verbot von Landminen (ICBL) 1997 den Friedensnobelpreis erhielt.

Menschen gegen Minen

Lnadmine.de – Aktionsbündnis, erhielt 1997 den Friedensnobelpreis. Informationsbroschüre: Landminen Streubomben die neue Gefahr. E-Mail gegen Landminen n die Abgeordneten des Bundestages.

Handicap-international.de – Eines der 6 Mitglieder des Aktionsbündnis “Landmine.de”. Offener Brief gegen Landminen an Kofi Annan.

20. Oktober 2005
USD DAS Zahlungsmittel in Phnom Penh und Batambang, sowie anderen großen Städten.Auf der Melone im Supermarkt steht der Preis in USD. An der Kasse zahlt man in Dollar, die Kassiererin hat brandneue Rielscheine in einer Schublade, sie sind das Wechselgeld der Cent Beträge. Theoretisch ist es möglich in Riel zu zahlen, der höchste gedruckte Wert der kambodschanischen Währung ist ein 100.000 Rielschein, gegenwärtig etwa 25 Dollar. USD DAS Zahlungsmittel in Phnom Penh und Batambang, sowie anderen großen Städten.
Hinten auf dem Motodup sitzt eine schwangere Frau, in ihrem Schoß liegt die Fassung einer kleinen Neonröhre und die Röhre selbst, in der Faust hält sie einige gerollte Dollarnoten, sie ist auf dem Weg eine Ersatzlampe zu kaufen.
Die Bettelkinder vor den Restaurants gegenüber des Tonle Sap bitten um 1.000 oder 500 Riel. Die Bücher in englischer Sprache die ihre älteren Geschwister verkaufen kosten zwischen 2 und 4 USD.
Eintrittskarten zum Königspalast und National Museum werden in Dollar bezahlt, anders als im National Museum in Yangon (Burma), kann man hier auch in der einheimischen Währung bezahlen.
Die Motodupfahrer sagen für jedes Ziel „One Dollar.“
USD DAS Zahlungsmittel in Phnom Penh und Batambang, sowie anderen großen Städten.
Am Hafen das raketenförmige Schiff nach Vietnam kostet 15 USD.
Die Eindollar Noten sind abgegriffen, fünf Dollarscheine sehen schon besser aus, hunderter werden nur makellos angenommen.
Bevor eine Kassiererin die 20 oder 50 Dollarnoten annimmt, untersucht sie die Note von beiden Seiten mit routiniertem Blick, für 100´ter holt sie manchmal eine Kollegin hinzu, vor allem wenn sie neu ist.
Um den Zentralmarkt stehen Glasvitrinen in deren Fenstern alle Währungen der Welt versammelt zu sein scheinen, hier kann man sein Geld wechseln, in Riel. Die Händler auf dem Markt haben 1 USD immer noch in 4.000 Riel umgerechnet, obwohl der offizielle Kurs schon bei 4.200 Riel lag, so wechseln auch die Frauen hinter ihren Glasvitrinen.

USD DAS Zahlungsmittel in Phnom Penh und Batambang, sowie anderen großen Städten.


10 Eier 0,95 USD
168 gr. Lachs geräuchert 4,22 USD
420 gr. Rindergehacktes 2,02 USD
4 St. Lemonen 0,20 USD
174 gr. Erdbeeren 1,91 USD
2,4 l. Orangensaft 2,80 USD
148 gr. Brie 3,55 USD

21. Oktober 2005
Eine Fotoreise durch Asien. Unter anderem geht es natürlich auch zu Angkor Wat, den Kindern Asiens und nach Myanmar.

John Mc Dermott Fotografie und Galerie im FCC Komplex in Phnom Penh.

und ... Angkor Wat und Apsara Tänzerinnen zum Abbrennen.

22. Oktober 2005
National Museum in Phnom Penh – Impressionen

Cyclo an den Mauern des Königspalastes. Champablüte im Park des National Museums in Phnom Penh.
Statue aus Angkor Wat, für die im National Museum kein Platz gefunden wurde, lehnt an der Außenwand.
Bronzekopf eines Elefanten mit Grünspan, gärtnerisch den Körper gestaltet. Das Herz des Museums ist ein kleiner Innenpark der vom Gebäude des Museums eingefasst wird.
Verbotener Einblick ins Innere - fotografieren nur im Park - im Hintergund die Statue Jayavarman VII, einer der großen Könige Angkors.

23. Oktober 2005
Mekong in Phnom Penh, dieses Wasser kommt aus Vientiane ...
Auf dem Mekong ist das herannahende Gewitter besonders deutlich zu sehen. Die kaffeebraunen Wellen werden immer größer und hinter unserem Boot hat sich eine große Regenfront aufgebaut. Diese Wasser war schon in Vientiane.
Die Wolken sind schwarz und prall gefüllt mit den Monsunregen die auch jetzt, Ende Oktober, noch regelmäßig aus den Wolken stürzen.
Nahe Phnom Penh ist der Mekong zu Hause für Menschen die in der Regenzeit auf seinen Wassern leben.
Die Floßhäuser der Menschen, die in der Regenzeit auf dem Fluss leben schaukeln hin und her.
Alle sind daran gewöhnt, niemand schaut von seiner Arbeit auf, dieses Naturschauspiel haben sie schon hundertfach gesehen.
Jetzt ist die Zeit die Fischernetze zu flicken und eine Mahlzeit vorzubereiten.
Zeit für all die Arbeiten, die bei dem spärlichen Licht einer Kerze, oder einer Konservendosenlampe nicht zu verrichten sind.

Sihanoukville; Kambodscha
Impressionen
29. - 31. Oktober 2005

Sihanouk Ville Löwen Monument im Sihanouk Ville - Land zu verkaufen
Hauptdienstelle der Polizei in Sihanouk Ville, direkt am Strand Guest House
Duschen am Strand Reifen zu vermieten
Maniküre am Strand - in der Woche zur Schule Strandhütten
Sonnenuntergang vom Hügel auf dem sich Wat Leu befindet Sihanouk Ville Stadt Ausgang, Monument - Orginal befindet sich im National Museum in Phnom Penh

1. November 2005
Heute habe ich einen Link verfolgt der in The Cambodia Daily zu lesen war. Eine interessante Aktion.
Am 7. Januar werden Fahrradfahrer durch Kambodscha fahren und auf ihrem Weg Schulen besuchen. Anlass dieser ungewöhnlichen Reise auf dem Fahrrad ist die Eröffnung der Schule The Repy Ride School, in der Provinz Siem Reap.
Die besuchten Schulen erhalten Lehrmaterialien und eine Übersetzung von Harry Potter in Khmer. Der Verlag erteilte die Genehmigung das Buch zu übersetzen, er verzichtet auf die sonst üblichen Zahlungen. 600 Exemplare werden von Harry Potter gedruckt werden.
Nun können auch kambodschanische Schulkinder der Geschichte folgen die weltweit verbreitet ist.
Dies Informationen und noch viel mehr finden sich auf der Webside von www.pepyride.org.

Und da ich es nicht lassen kann folgte ich natürlich der Linkliste auf dieser Seite, die mich hier hin und dorthin führte auf andere Seiten, mit ebenfalls einer Linkliste und wie es virtuellen Reisenden geht, die solchen Linklisten folgen, so ging es auch mir; am Ende wusste ich immer wo ich war, aber nicht mehr woher ich kam.
Einige Links habe ich gesammelt und notiert.

Hier ein kleines virtuelles Reisetagebuch durchs Net:
Webposting des ehemaligen Königs Norodom Sihanouk, übersetzt in Englisch bis März 2005
Der König trat zurück um den Platz für seinen Sohn zu räumen, er trat nie wirklich aus der Öffentlichkeit. Auf seiner Webpage kritisiert, wann immer er es für nötig hält die Regierung von Hun Sen. Seine Postings sind meist in Französisch, seltener in Khmer. Wer gut französisch kann, sollte die Seite von Ex-König Norodom Sihanouk besuchen.
Hier spricht sein Kuli „Ruom Ritt“.

Ausser den aktuellen Postings finden sich hier Biographie und Fotos der königlichen Familie. Man kann drei Sprachen auswählen: Englisch, Französisch und Khmer.

The Cambodia Daily hat sich einmal ins Net hinaus gewagt und einige Artikel auch online bereitgestellt.
Leider änderte man wohl im Dezember 2004 seine Meinung und stellte die Seite wieder ein.
Wer sich für die Zeit vor Januar 2005 in Kambodscha interessiert, der findet hier interessante Beiträge, die teilweise auch das jetzige Kambodscha besser verstehen lassen.
The Cambodia Daily

Khmer lernen oder einfach nur mal ein wenig hinein hören in die Sprache:
Englisch – Khmer Hörwörterbuch

Ministerpräsident Hun Sen bei Wikipedia: Samdech Hun Sen

Caruso ist seit Freitagabend wieder zu Hause. Es haben sich keine kleinen schwarzen Mäusezeichen mehr gefunden und seine bloße Anwesenheit scheint die Mäuse vertrieben zu haben.
Vielleicht tue ich ihm aber auch Unrecht und er hat jede Nacht seine Äußerstes getan um uns von einer nahenden Plage zu befreien. Seine außergewöhnliche Verdauung lässt darauf schließen …
So oder so war unser Leihkater ein Erfolg.
Die beiden jüngeren Katzen hatten in seinem zu Hause das Zepter an sich genommen und fauchten Caruso zur Begrüßung an. Caruso war darauf absolut nicht vorbereitet und wich zurück.

Als Carusos Menschenfamilie und wir gestern Abend aus Sihanouk Ville zurückkamen, hatten alle drei Katzen wieder zu ihrer bewährten Freundschaft zurück gefunden.
Caruso kann wieder alle Streichelhände seiner Wahlfamilie genießen.

2. November 2005

Fahrradtour im touristischen Zentrum von Phnom Penh

Start im unteren Teil der Karte (Kreuz).
Die 380 bis zur Rue de Pasteur, nach links, bis zur 306 rechts abbiegen, dort befindet sich das DED Büro Kambodscha; von der 306 nach rechts auf die Straße Nr. 57, bis zum Sihanouk Boulevard; ein Stück auf dem Boulevard dann nach links auf die 63 bis zum Phsar Thmey (Markt Neu) halb um den Markt dann nach rechts auf die 61; abbiegen auf die 118 über den Norodom Boulevard fahren, bis ans Ufer des Tonle Sap, dann immer am Ufer entlang, auf dem Sisowath Quay.
Vorbei am Royal Palace in die 240 nach links einbiegen, wieder Stadteinwärts.
An der Außenmauer des Königspalast vorbei, die Spitze der Silber Pagode ragt über die Mauer, in The Shop zwei köstliche Brote gekauft und ein Glas Wasser serviert bekommen.
Unter alten gekappten Alleebäumen über den Norodom Boulevard, auf der Mitte ein Blick auf das Independence Monument, vor der amerikanischen Botschaft nach links auf die 51 - Rue de Pasteur. Ein Schlenker auf dem Sihanouk Bolevard und wieder zurück auf die 51, Richtung Phsar Boeung Keng Kang, der sich auf der 380 befindet.
Am Ende der Rue de Pasteur rechts abbiegen und ich bin wieder zu Hause.

5. November 2005
Das Laos Tagebuch ist nun zum ersten Mal ausgedruckt. Bisher existierte es nur als Word File auf meinem Laptop, oder als Webpage im Internet. Zweihundertzweiundzwanzig Seiten, seit dem 19. November 1999. Ich habe es ausgedruckt weil es eine meiner neuen Freundinnen lesen möchte und sich bereit erklärt hat, es gleich auch Korrektur zu lesen. Darüber bin ich sehr froh, denn ich selbst überlese doch so manchen Fehler.
Ich habe drei Kopien machen lassen und es war schon etwas anderes das gesamte laotische Tagebuch plötzlich in der Hand zu haben.
Nun nehme ich es jeden Abend mit auf die Terrasse und lese darin, so viele Erinnerungen überströmen mich dann und erst jetzt verstehe ich ganz wie wichtig und reich meine laotischen Jahre waren.
Mein handgeschriebenes Tagebuch hat nie ganz aufgehört und natürlich begann es schon lange vor unserer Reise nach Laos, im März 1996 reisten wir aus Deutschland aus.
Am 1. April 1996 landeten wir auf dem internationalen Flughefen in Vientiane. Das Flughafengebäude ist heute für Inlandflüge, das Gebäude für den internationalen Flugverkehr wurde neu gebaut und fünf Mal so groß.
Damals, 1996 kam uns das Gebäude gar nicht so klein vor. Mein letztes Tagebuch „Diary 110“ ist blau und grün
In unserem Gepäck aus Deutschland befanden sich fünf Tagebücher, eines war bereits fast voll geschrieben, die anderen drei Tagebücher sind es inzwischen auch.
Eines ist mir noch geblieben, ganz jungfräulich und die Seiten fest geschlossen, wenn dies auch beschrieben ist dann werde ich mir nach über 20 Jahren ein neues Buch suchen müssen, da ich seit dem ich 16 Jahre war immer das gleiche chinesische Buch verwendet habe
„Diary 110 – Shanghai China“, dass Buch ist 12,5 x 18 cm, vielleicht kann man sie in Deutschland noch irgendwo kaufen … Mein letztes Tagebuch „Diary 110“ ist blau und grün
Meine ersten Tagebücher habe ich im Nanu Nana in Köln gekauft, später während der Vorbereitung auf Laos, in Berlin, fand ich eine Nanu Nana Filiale und konnte mich mit Tagebüchern eindecken. Jetzt nach neun Jahren komme ich an die Grenze meiner Tagebuch Kapazitäten, nur ungern würde ich nach so vielen Jahren ein anderes Buch verwenden – es sei denn ich muss.
Vielleicht findet ein Leser ja noch ein Tagebuch dieser Firma und dieser Größe.
Seit zwei Tagen arbeite ich wieder intensiv, an meiner neuen Webpage, dass Meiste reine Fleißarbeit und nicht sehr spannend. Das Impressum ist jetzt fertig und es gibt ein Gästebuch zur www.ilonaduerkop.info Seite. Das dortoige Kambodscha Tagebuch ist mehr oder weniger das Archiv dieses Bloggs, jedoch chronologisch und von daher für Neu-Besucher besser zu lesen.
Die Arbeit an einer Webpage dauert Stunden, Tage und Wochen und man wird nie fertig, nicht nur weil immer Neues dazu kommt, sondern weil man auch hier etwas verbessert oder ändert. Ich benutzte überwiegend HTML, doch ich denke es wird Zeit sich mit CSS auseinander zusetzen und das auch anzuwenden, für meine Tagebuch Seiten scheint das überhaupt die bessere Alternative zu sein. Wieder neu lernen und ohne jemand fragen zu können, wenn ich etwas nicht verstehe, oder warum etwas auf der Homepage nicht so aussieht wie es sollte, ist per e-Mail oder im SELFHTML-Forum doch recht schwierig.
Wie viel Stunden in meinen Seiten stecken, mal ganz abgesehen vom reinen Text, habe ich zum Glück nie aufgeschrieben, ich glaube es wäre eine ganze Weile Lebenszeit.

Eines von unseren sieben Badezimmern ist immer am Tropfen. Jetzt ist es die Gästetoilette und das Tropfen ist bis zu meinem Schreibtisch, die Treppe hinauf zu hören.
Ich sagte doch, als ich mich entschied den Schreibtisch hier her zu stellen – im Herzen des Hauses.
Ich werde nie verstehen weshalb es in Süd-Ost-Asiatischen Häusern zu jedem Zimmer ein Badezimmer gibt. Die Installationen entsprechen nie dem Luxus und – sagte ich es nicht schon – irgendwo tropft es immer.

Das Laos Tagebuch wird am 19. November 2005 sechs Jahre.

10. November 2005 Am 1. Juli kamen wir aus Aranjapathet in Thailand und waren an der Grenze angekommen. Es ist immer merkwürdig an einer Grenze anzukommen, genau an dem Punkt an dem ein Land endet und ein Anderes beginnt. Manchmal sind die Schnittstellen scharf, doch hier an der Grenze zu Kambodscha sind sie im wahrsten Sinne des Wortes fließend.

Kambodscha von der Thailändischen Seite aus.
Ganze Waren und Menschenströme bewegen sich im Niemandsland auf die Grenze zu und überqueren sie. Mit Karren die völlig überladen sind. Waren von diesseits nach dortseits in beide Richtungen. Die Männer, Frauen oder Kinder die die Karren ziehen sind bekannt und müssen nicht irgendwelche Papiere zeigen, wenn sie überhaupt welche haben. An Grenzen kann man immer einen Blick in die Reisezukunft werfen, hier von der Thailändischen Seite sah Kambodscha so aus. Hinter dem Tor befindet man sich in Poipet, die Kasinos im Niemandsand lasse ich aus. Sie werden hauptsächlich von Thais besucht. In Thailand sowie in Kambodscha ist das Glücksspiel verboten …
Korbwaren auf dem Weg zum Grenzübergang in Poipet nach Thailand
Dies ist eines der Bilder die sich mir besonders eingeprägt haben. Die Männer schieben diesen Karren, der vor lauter Körben icht mehr zu sehen ist, auf die Grenze zu. Die Körbe sollen im Nachbarland verkauft werden. Nach etwa 10 Minuten werden sie Kambodscha verlassen haben und schiebend in Thailand ankommen. Dort werden die Körbe auf einen Lastwagen umgeladen und fort gebracht.

17. November 2005

Eddie Gibson in Kambodscha im Oktober 2004 - das Bild ist verlinkt mir der Webseite zur Suche nach Eddie Gibson
Die Eltern von Eddie Gibson hörten zuletzt von ihrem Sohn am 24. Oktober 2004. In einer e-Mail schrieb der 20 jährige Eddie Gibson, dass er am 1. November 2004 mit einer Maschine der Thai Airways zurück nach London fliegen werde. Der Flug ist auf seinen Namen gebucht, doch hat er die Maschine nie betreten. Nach offiziellen Papieren in Kambodscha hat Eddie Gibson Kambodscha nicht verlassen. Es gibt auf der Webseite, die die Suche nach Eddie unterstützt und von Familienmitgliedern und Freunden moderiert wird, einige Aussagen die Eddie nach November 2004 in Thailand gesehen haben wollen. Deshalb richtet sich die Suche auch nach Thailand. DinA 4 Poster mit dem Foto von Eddie Gibson finden sich ebenfalls in Laos, vor allem in Vientiane und Luang Prabang. Am kommenden Mittwoch ist eine Pressekonferenz in Phnom Penh, Kambodscha. Die Pressekonferenz wird von Eddies Vater gegeben. Seit Dezember 2004 ist die Webside www.eddiegibson.net online. DinA 4 Poster in Thai/Englisch und Khmer/Englisch können dort herunter geladen werden. Aussagen von Menschen die zuletzt mit Eddie zusammen waren und ihn kennen lernten. Eine junge Kambodschanerin berichtet wie Eddie der Familie half, die Beerdigung des Vaters auszurichten, auf dem Video das während der Feierlichkeiten entstand, ist Eddie eindeutig zu identifizieren.

Phnom Penh; Kambodscha
22. November 2005

Ein Brief ist etwas ganz besonderes, ein Brief der 10.000 Kilometer durch die Luft fliegt um zu mir zu kommen, ist um so mehr etwas Besonderes, da er ein Zeichen setzt, ich bin in der Ferne nicht vergessen. Das ist für uns Menschen, die soweit weg von zu Hause leben sehr wichtig. Es ist nicht so als hätten wir kein zu Hause mehr, Menschen wie wir sind dort zu Hause wo sie leben und sie sind dort zu Hause wo die Freunde und die Familie leben. Bei den meisten Menschen ist dies räumlich nicht so deutlich getrennt, wie im Fall der Menschen die sich entschieden haben im Ausland zu leben – auf Zeit.
Es gibt Freunde die erinnern sich in diesen Tagen daran wie sehr ich den Herbst liebe und einer von ihnen schickte mir eine Postkarte mit einem Weg im Herbst, der mein Herz traf und in mir die Sehnsucht wachsen lies diesen Weg zu betreten und eben mit jenem Freund einen langen Spaziergang zu beginnen. Umgeben von einem sonnigen Herbsttag und dem wohligen Gefühl einen Freund an meiner Seite zu wissen, der sich erinnert an mich, was ich sagte und was mir wichtig ist.
Das Zeugnis des sich Erinnerns in den Händen betrachtet ich den Weg und es war als gingen dort wirklich zwei Menschen. Ich habe den Brief immer und immer wieder betrachtet, seine Worte kenne ich auswendig, selbst wenn das Herbstbild im Umschlag steckt, weiß ich es doch dort.
Ein Brief ist mehr als eine Notlösung wenn man nicht wirklich miteinander reden kann, ein Brief ist ein tieferes Gespräch.

Herbstpost aus Frankfurt

Phnom Penh; Kambodscha
6. Dezember 2005

Bodhi Baum in Phnom Penh, auf dem Tempelgelände des Wat Phnom.

Unter einer solchen Pappelfeige, am Ufer des Neranjara Flusses bei Gaya, im heutigen Bihar, erlangte Buddha die vollkommene Erleuchtung. Seit dem heißt der Baum Bodhi-Baum, was soviel wie Baum der Weisheit bedeutet. Buddha war 35 Jahre alt als er die vollkommene Erleuchtung erlangte, im Jahre 528 v. Chr.

„Möge meine Haut schrumpfen und meine Hand verdorren, mögen meine Gebeine sich auflösen – solange ich nicht die letzte Erkenntnis gefunden habe, werde ich mich nicht von der Stelle rühren.“

Zu jedem buddhistischem Tempel gehört mindestens ein Bodhi Baum. Dieser hier steht auf dem Gelände des Wat Phnom, in Phnom Penh. Auf dem Tempelgelände wohnen keine Mönche, dennoch übt Wat Phnom ein starke Anziehung aus. Nicht nur Touristen kommen hierher.

Um Wat Phnom leben Paviane, eine kleine Art, sie werden von Kambodschanern gefüttert, Erdnuss- und Bananeverkäufer freut das sehr, sie verdienen hier ihren Lebensunterhalt, ihre Kunden hoffen auf ein besseres Karma im nächsten Leben. Die Paviane werden indes immer dicker und vermehren sich prächtig. Anders als an anderen Orten sind sie um Wat Phnom Penh nicht aggressiv.

7. Dezember 2005

Mit dem Mototdup fuhr ich Heute zum dritten Mal zur National Bibliothek. Ich liebe Bibliotheken, die Luft die nach einem bestimmten Staub riecht, den nur Bücher verströmen, die beherrschte Ruhe, dass Wandeln zwischen den hohen Regalen, die langen Tische an denen man sich mit den gefunden Schätzen vertraut machen kann und auch ganz neue Entdeckungen machen kann.

Heute hatte ich die vier Passbilder dabei und meinen kambodschanischen Führerschein. Einer Anmeldung konnte nichts mehr im Wege stehen. Man schien nicht daran gewöhnt, dass man den Lesausweis gleich am selben Tag haben wollte, doch das war dann kein Problem hatte ich doch unerwartet einen Führsprecher gefunden. Mit Lesausweis und Ausleihkarte in der Hand betrat ich wieder den großen Lesesaal. Die Regale sind nicht ganz würdig, man sieht ihnen das kleine Budget an, doch um so mehr erfreuen mich die vielen Jungen Kambodschaner die in ihren Schuluniformen still und aufgeschlagenen Büchern saßen.

Eine Leskultur wieder ins Land zu bringen, wo kann man beginnen, wenn nicht in einer öffentlichen Leihbibliothek. Die Bestände sind noch sehr dünn, so dass ich eine Beschränkung empfiehlt, zwei Bücher für 14 Tage – eine Mahngebühr scheint nicht vorgesehen zu sein, oder man geht nicht davon aus, dass man ein Buch nicht rechtzeitig zurück geben könnte.

Es war kurz vor 11 als mich ein Bibliotheksangestellter ansprach und mich frage ob ich ein Buch ausleihen wollte, einen kurzen Moment wunderte ich mich auf die Frage, dann sah ich jedoch dem Kopfnicken des Mannes nach und über der hohen Tür war es eine Minute vor elf. Um den Mann nicht um seine Mittagspause zu bringen und Eingedenken seines geringen Monatseinkommens machte ich schnell und Griff fast wie zufällig, jedoch nicht ganz blind, in das Regal vor mir. Die deutsche Botschaft hatte zwei Kisten Bücher bekommen, woher wusste man in der Bibliothek nicht zu berichten, und mit den Büchern konfrontiert kam man auf den Gedanken sie der National Bibliothek zu schenken.

Bereits bei meinem ersten Besuch hatte ich festgestellt das hier ein Kenner eine interessante Auswahl getroffen hatte. Draußen vor dr Tür warf ich einen nähren Blick auf meinen Fund: Sommerliebe eine Originalausgabe des Deutschen Taschenbuch Verlages. Erzählungen, nicht gerade besonders bevorzugt, doch ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis versöhnte mich, ja machte mich neugierig. Rafik Schami, Sylvia Plath, Simone Buchholz und noch einige andere Autoren. Noch während ich die Stufen des französischen Barocks von 1920 hinab stieg schlug ich die Seite 81 auf:

Liebesübungen von Rafik Schami

Den Jungen meines Viertels kannst du alles erzählen, nur nichts von der Liebe. Jeder Dreizehnjährige kennt sämtliche Fraktionen der PLO, die Stärken und Schwächen der Gewehre und Raketensysteme, aber mit ihnen über liebe zu reden ist völlig unmöglich. Jeder von ihnen wird beim Zuhören zum Esel, beginnt anszuschlagen, „Iah“ zu schreien, zu schnauben und zu beißen. So ging ich eines Tages fast verzweifelt zu Nadime.

Ich schaute auf, da ich die Straße überqueren wollte, auf dem breiten Mittelstreifen befindet sich ein kleiner Park, der mich direkt auf das Wat Phnom zuführte. Der Himmel war Blau und vor dem großen Hotel standen einige Taxis, die auf reiche Touristen warteten, die sich leisten konnten hier abzusteigen und es bevorzugen mit einem Taxi durch Phnom Penh zu fahren. Die Taxifahrer hatten mir schon belustigt entgegen geschaut, auf die Frau mit der Nase im Buch, die ging und las – ohne zu stolpern. Ob ich ein Taxi wolle, ich schüttelte den Kopf und sagte mit einem breiten Lächeln Auslädner gingen lieber zu Fuß, dies war eine Wahrheit und Gleichzeitig ein Scherz über den wir gemeinsam lachen konnten.

Vorsichtig begann ich ihr zu erzählen. Ich erwartete Tadel, Mahnungen oder zumindest einen Seufzer, gefolgt von der Bitte: „Aufpassen, Junge, arabische Mädchen werden schon durch den bloßen Anblick eines Mannes schwanger. Und beim ersten Kuß bekommen sie Zwillinge.“

Ich lachte und war mir doch des Ernstes bewusst. Ich wusste bereits - ich würde diese Erzählung mögen.

Das waren so ungefähr die unseres Nachbarn Taufik an seinen Sohn gewesen, als de rein Mädchen aus unserer Gasse liebevoller als sonst angelächelt hatte, sodass die Geschichte sich rum sprach. Nadime aber strahlte mich an und streichelte mir die Hand, während ich erzählte. Immer wieder flüsterte sie: „Schön, schön“, und ermunterte ich weiterzureden. Ich werde den Tag nie vergessen. Als ich zu ihr kam, zupfte sie gerade ihre Augenbrauen. Sie pflegte sich, anders als meine Mutter, jeden Tag, als erwarte sie einen Liebhaber.

Vor mir war der Park der die runde Anlage von Wat Phnom einfasst. Ich hatte diesmal keinen Blick auf die Stupa geworfen, die das Zentrum des Hügels bildet und nur aus der Entfernung zu sehen ist, vor dem Tor der National Bibliothek hätte ich sie sehen können, wären meine Augen nicht den Zeilen einer Erzählung gefolgt, die mich schon mit dem ersten Absatz eingefangen hatte. Vor mir lag die dreispurige Straße die es zu überqueren galt, die Rundung konnte ich weit genug einsehen, um diese Zeit war es ruhig, nur drei Mopeds nebeneinander kamen auf mich zu. Zwischen ihnen und drei nachfolgenden Autos hüpfte ich über die Straße, dabei bemerkte ich, dass man mir schon vom Park aus entgegen sah. Ich trug die Lesekultur förmlich vor mir her: Ich war ihre Botschafterin lächelte ich mir innerlich spöttelnd zu. In allen Parks der Welt gibt es Bänke so auch hier, ich ließ mich auf dem steinernen Brett nieder und lächelte dem leicht verrückten jungen Mann zu, der sich unheimlich freute dass ich einen kleinen blonden Jungen bei mir hatte. Silvan und ich schlugen unsere Bücher auf. Uns gegenüber war der Elefant, der sich seinen Unterhalt dadurch verdient, dass er Touristen im Eisengestell auf seinem Rücken durch den Park trägt. Sein Führer rief: „Looksrei ….“, den Rest verstand ich leider nicht, aber ich verstand das er einen Scherz machte und mich fragte ob ich nicht hinauf steigen wollte. So oft wir uns schon gesehen haben, nie bin ich an einem Ritt interessiert gewesen, was nicht bedeutet grundsätzlich nicht interessiert zu sein, doch das weiß er nicht. Heute ist wieder ein guter Tag Silvans Angst vor dem großen Elefanten ein Stück weiter abzubauen.

Ich weiß nicht mehr ganz genau, was ich ihr damals alles erzählte, doch ich weiß, dass ich von meiner Befürchtung sprach, Samira werde das Weite suchen, sobald sie von meiner Armut erführe. Nadime schaute mich mit traurigen Augen an. „Und wer hat dir diesen Unsinn beigebracht? Mein Carlos hätte in Argentinien jedes Mädchen haben können und du musst wissen, die Argentinierinnen sind besondere Schönheiten, die beste Mischung der Kontinente. Und was hat er gemacht? Alle links liegen gelassen und sich ein Mädchen aus der Abaragasse gesucht, eine, die kein Wort Spanisch verstand und keinen Piaster besaß. Die Liebe wohnt im Herzen und dort fließt bei allen Menschen, ob arm oder reich, schwarz oder weiß, das gleiche Blut. Das mach dir ein für alle Mal klar und dann liebst du den Menschen, zu dem du dich hingezogen fühlst.“ „Aber sie spricht anders, so sicher und überzeugend, und ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Also bleibe ich stumm und komme mir vor wie der letzte Depp.“ „Das mag sein, aber Sprechen kann man lernen. Vielleicht müssen die Hände, die dich aus dem Bauch deiner Mutter gezogen haben, ein bisschen hobeln, damit du elegante Rundungen bekommst, an denen deine Freundin Freude hat. Wie heißt sie denn?“ „Samira“, sagte ich und lachte beim Gedanken an die Schleifarbeit, die Nadime an mir vornehmen wollte. „Und was liegt dir auf dem Herzen? Was würdest du am liebsten tun?“, fragte sie. „Ich möchte ihr einen Liebesbrief schreiben und sagen, dass ich nicht dumm bin, obwohl ich bisher viel geschwiegen habe.“ „Na gut. Dann setz dich und schreib. Und ich werde dir helfen, den Brief zu verbessern“, sagte sie und fing an sich zu schminken. Nadime hat schöne Augen und wenn sie sie mit Kajal hervorhebt, wirken sie sehr groß. Samira sagte später einmal, Nadime haben Augen wie Liz Taylor, aber das stimmte nicht ganz, auch wenn sich die Gesichter ein bisschen ähneln. Nadime hat viel klügere Augen und vor allem strahle sie die Wärme ihres Herzens aus.

Silvan zeigt dem Elefanten das Elefantenkind, in seinem Buch. Von mir möchte er wissen ob der Elefant wohl Kinder hat und ob er denn eine Mama oder ein Papa sei. Hm, sage ich und denke das ich es von hier aus gerade nicht sagen kann, ich müsste aufstehen. Wir überlegen noch ein bisschen, dann lesen wir weiter.

Ich brütete den ganzen Nachmittag über meinen Brief und das, was herauskam, war die reinste Katastrophe. Nadime schaute sich meine Zeilen an und schüttelte den Kopf. „Was soll das mit dem Heiraten? Und das hier? Drei Viertel des Briefes sind nichts als Entschuldigungen. Und das Gedicht am Ende mit der Sonne und der Nacht ist völlig daneben.“ Ich hatte Samira mein erstes und letztes Gedicht geschrieben. Es war nichts als verlogener Kitsch, ungefähr so: Du bist die Sonne / Ich bin die Nacht / Wir zeugen die Wonne / Bis der Tag lacht. „Nein“, sagte Nadime und legte mein mühselig voll geschriebenes Papier zur Seite. „Dem Brief fehlen Feuer, Sturm und Pfeffer. Übrigens, heiraten will jetzt erst einmal niemand und gezeugt wird auch nichts, verstanden?. Jetzt sollt ihr das Leben genießen, alles andere kommt später.“

Der Elefantenführer hatte einen Wasserschlauch angeschlossen. Der Elefant hob sein rechtes Bein und schaukelte es vor und zurück, so zeigte er seine Vorfreude. Sein Rüssel schlängelte sich tänzerisch auf den Mann zu und der hielt den Schlauch in die Nasenlöcher – lange! Schon dachte ich erkennen zu können wie der Rüssel im oben Bereich anschwillt, da nahm der Mann den Schlauch weg und der Elefant führte den Rüssel in seinen züchtigen Mund. Ich fragte mich ob er während des Trinkens geatmet hat? Drei Mal wiederholte sich diese Art zu trinken. Silvan und ich schauten zu. Auch während der Elefant duschte, und wie er es genoss. Man braucht eigentlich nur hinzu schauen, dann versteht man einen Elefant sehr gut!

Ich setzte mich wieder hin und schrieb, was Nadime mir diktierte, während sie ein kleines Kissen umarmte und mit geschlossenen Augen hin und her schaukelte. Aber der Brief wurde immer deftiger und ich merkte, wie mir das Ganze immer peinlicher wurde. Nadmime sparte nicht mit Ausdrücken der Begierde und Sehnsucht nach Samiras Körper und Geruch. Ich hörte auf zu schreiben. „Ist es nicht besser, etwas vorsichtiger zu sein?“ „Liebe und Vorsicht sind miteinander verfeindet. Schreib, was ich dir sage, oder lass mich meine Siesta genießen und such Pfarrer Basilius auf. Der ist in allem vorsichtiger.“ Ich schrieb weiter, doch als Nadime diktierte: „Ich wünsche mir in meinen schlaflosen Nächten dass meine Lippen zu Schmetterlingen werden, die deine Haut leise küssen“, wand ich mich und wollte nicht weiter schreiben. Nadime spürte mit geschlossenen Augen, dass ich mit Zweifeln kämpfte. Sie zeigte mit der Hand auf die Tür, da schrieb ich folgsam, weiter. Nadime bestand darauf, dass ich das Geheimnis unsere Komplizenschaft für mich behielt. Das tat ich auch all die Jahre. Samira war ganz hingerissen, als sie den Brief las. „Wenn man dich so still dasitzen sieht, hält man dich für einen harmlosen Jungen, aber Stille Wasser sind tief. Robin Williams ist genauso. Das mit den Schmetterlingen hat mich ja ungehauen. So was hab ich noch in keinem Film gehört.“ Ich wusste nicht, wer Robin Williams war, aber mir war klar, dass Nadime den Kern getroffen hatte. „Und wie bringe ich Samira schonend bei, dass ich arm bin?“, fragte ich sie nach ein paar Tagen. „Armut kann man niemandem schonend beibringen. Mach es anders: Übertreibe und schockiere! Dann wird sie später das Gefühl haben, alles ist gar nicht so schlimm.“ Ich möchte wissen, woher Nadime das alles hat. Sie spricht immer so direkt, ohne „vielleicht“ und „könnte“. „Wenn“ und „aber“ kennt sie nicht.

Ein Elefant liebt es wenn der Wasserstrahl hinter den Ohren verweilt und der Führer weiß es, Silvan und ich wissen es jetzt auch. Der Mann stellte das Wasser ab und befahl dem Elefanten etwas, dann ging er weg. Einen kurzen Moment war der Elefant ohne Führer etwas Besorgniserregend, aber dann war er wieder nur ein großes friedliches Tier. Er kam vier Schritte auf uns zu und blieb dann stehen, von einem Baum riss er einige Blätter ab, dies war das Handtuch, nach dem Silvan gefragt hat, als der Elefant fertig mit duschen war. Ich dachte erstaunt das sich ein Elefant tatsächlich abtrocknet. Ein junge Frau mit ihrem Süßwarenladen auf dem Kopf machte einen Umweg, um nicht zu dicht am Elefant vorbei zu müssen. Wir wollten nichts kaufen und sie setzte sich uns gegenüber auf die Bank, auf der der verrückte junge Mann mit zwei Frauen saß, eine davon mochte seine Mutter sein. Ein Mann schaute in Silvans Buch und fragte ob er Khmer lesen könnte, Silvan sagte „Nein“. Sein Buch ist in Englisch und Khmer, aber Englisch kann er auch noch nicht lesen.

Wir beobachten noch dies und das und wechselten unsere Plätze, als ich die Erzählung zu Ende gelesen hatte, saßen wir in einem Cyclo auf der Ru de Pasteur und als ich aufblickte sah ich das wir auf der Höhe der Zeitungsstände waren und ich ließ den Mann anhalten und kaufte die Phnom Penh Post. Der Mann lachte und wir fuhren wieder los, weiter nach Hause. Mit einer Geschichte im Kopf, die durch das hindurch zu sehen war, wenn ich jetzt wieder mit offenen Augen durch Phnom Penh fuhr. Noch nie habe ich in Süd Ost Asien meine Nase in ein Buch gesteckt, sondern immer nur geschaut was dieses Lebebuch mir zu bieten hat und die Bilder dankbar aufgenommen. Jetzt nach über neun Jahren, hatte eine Erzählung mich fort gerufen und ich war ihr gefolgt.

9. Dezember 2005

Gestern Nachmittag waren wir bei Frau Dr. Ludmilla, Silvan mit Schnupfen und Husten, die Nacht zuvor hatten wir beide nicht gut geschlafen. Später entdeckte ich, dass Silvan eine ganz Flasche Medizin gellert hatte. Auf dem Tisch, vor seinem Hochstuhl, standen in friedlicher Eintracht, eine Kartonage, ein Löffel mit dem man hier zu Lande Suppe ist und eine leere Flasche Medizin. Schon eine kurze Inspektion der Verpackung machte klar, dass eine Überdosierung nicht ungefährlich ist. Frau Dr. Ludmilla – am Telefon – war der gleichen Meinung und meinte das Silvan und ich sofort zur SOS Klinik fahren sollten, dort sollte man ihm den Magen auspumpen.

Mit dem Motodup fuhren wir zu Lars Büro, Marcel war mit dem Fahrrad vorgefahren und als wir ankamen hatte Lars das Auto gerade aufgeschlossen. Der Motodupfahrer schaute erstaunt als ich im 1.000 Riel in die Hand drückte und Silvan ins Auto gesetzt hatte und mich neben ihn gesetzt hatte – alles ging sehr schnell. Als wir später an der schmalen Untersuchungsliege saßen und Arzt und Krankenschwester sich um Silvan kümmerten und andere sich darum bemühten die Kohletabletten zu bekommen, wurden Lars und ich über alles unterrichtet.

Den Magen pumpt man heute nicht mehr aus. Ein Inhaltstoff, des geleerten Fläschens, ist dem Adrenalin ähnlich und Silvan musste am Herz – Kreislauf Monitor angeschlossen werden. Ein Sensor an seinem Zeh maß den Puls. Sechzehn Kohletabletten mussten zügig von Silvan gekaut werden, den erdigen Geschmack ertrug er und kaute sie alle brav, immer wieder gab es große Schlucke von Apfelsaft.

Wir müssen auf jeden Fall zur Beobachtung in der Klinik bleiben.

Die Nadel für die Infusion zu legen war schwierig, ein Versuch ging gleich ganz schief, beim anderen Mal, die Nadel schon im Handrücken und der Krankenpfleger versuchte sie weiter einzuführen, war die Vene auf einmal wieder weg, da hatten wir Silvan schon zu dritt festgehalten und in ein Laken eingewickelt wie in einen Kokon.

Der dritte Versuch gelang, Silvan schien in Ohnmacht zu fallen und aus seinen Lippen war alle Farbe gewichen. Bald kam er wieder zu sich und konnte die Kohletabletten kauen, sie färbten seine Zunge und die Zähne schwarz und schmeckten nicht besonders gut, aber in gedenken seiner Tat und die Resultate die sie hervor gebracht hatten, merkte er wie wichtig es ist die Tabletten zu kauen. Die Tabletten würden im Magen viel von der Medizin aufnehmen und binden, so dass ein großer Teil der Inhaltstoffe nicht in die Blutbahn gelangen konnten. Langsam bekam er wieder Farbe und er begann die Infusionsflasche neugierig zu betrachten.

In der Nacht befingerte er immer wieder den Arm, der mit einem kleinen Brettchen unter dem Verband fixiert war, blau war der Zugang zur Kanüle, der aus dem Verband herausragte und dieser blaue Ausgang zog seine Neugier magisch an. Wir erzählten eine ganze Menge, zusammen in dem einzigen breiten Bett, zwischen durch kam immer wieder die Nachtschwester um den Monitor zu beobachten und den Blutdruck zu messen. Diese Besuche wurden immer verlängert, durch die vielen Fragen die der neugierige Silvan stellte.

Irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr war Silvan eingeschlafen, drei Bilderbücher, ungezählte Fragen darüber was passiert war, Vorlesezeit aus dem Buch das Lars mir gebracht hat und die tiefe Einsicht das er Medizin nicht alleine einnehmen darf, ließen ihn zur Ruhe kommen.

Ich wurde immer wieder durch die kurzen Besuche der Schwester wach – Silvan schlief durch.

Das Frühstück rührte Silvan kaum an, er hatte Pfannkuchen mit Bananen und Ahornsirup gewählt. Er wollte nach Hause. Seit sieben Uhr waren wir wach und die Zeit bis der Arzt kam erschien uns sehr lang. Lars kam vorbei und erkundigte sich nach uns. Er ließ uns das Auto vor der Tür und fuhr in seinem Anzug, mit Schlips, auf einem Motodup zu einer Tagung – dieses Bild haben wir leider versäumt, wir mussten um unser Bett herum bleiben.

Silvan wollte Spaziergänge mit seinem Infusionsständer unternehmen. Da die SOS Klinik aber recht klein ist und im Wartezimmer schon viele Patienten saßen ging das leider nicht. So verstellte er die Waage und wog plötzlich 85 Kilo. Die Ärztin gab wie erwartet das O.K. zu unserer Heimfahrt und bevor wir nach Hause fuhren, kauften wir uns noch ein köstliches Brot, einen Schokoladen Croissants, Oliven – und Brötchen mit getrockneten Tomaten.

„Einer unser kleinsten Nachbarn“
Dies ist einer unserer kleinsten nachbarn in der Straße 380 in Phnom Penh - Kambodscha

11. Dezember 2005

Phnom Baset - an der Straße Nr. 19 Phnom Baset – Große Tempelanlage die sich noch im Bau befindet.

Eine starke gläubige Gemeinde, vor allem ältere Menschen, hat sich zum Ziel gesetzt in der Umgebung von Odongk (Udongk), mehrer Tempelanlagen zu schaffen. Ähnlich wie Angkor Wat.

Odongk war bis 1866 Hauptstadt von Kambodscha. Es heißt der Ur-Urgroßvater des heutigen Königs Norodom Sihamoni (seit November 2004), habe die Hauptstadt, auf Anraten der Franzosen, verlegt zum heutigen Phnom Penh. Bis auf einige Tempel- und Stupareste ist von der alten Königsstadt nichts übrig geblieben. Die Gläubigen Menschen haben sich zum Ziel gesetzt etwas des Glanzes der ehemaligen Hauptstadt wieder aufzubauen.

Die Besucher des Prah Reach Trap Berges, auf dem sich Stupas aus der Zeit befinden wird vor allem von Kambodschanern besucht. Hier dürften die meisten Spenden zusammen kommen. König Norodom Sihamoni hat, seinen Vorfahren folgend, ebenfalls eine 30 Meter hohe Stupa errichten lassen. Am Fuße des Berges befindet sich ein Anlage im Bau, die dem königlichen Palast in Phnom Penh sehr ähnelt.

14. Dezember 2005 Foto von den Tickets

Von Phnom Penh in 14 Stunden nach Bangkok. Ende dieser Woche, früh am Morgen besteigen Marcel, Sven und ich einen Bus, der uns nach Poipet bringt, in sieben Stunden. Nach dem wir die Grenzformalitäten erledigt haben, geht es die wenigen Meter in das Nachbarland, nach Thailand, dort erwartet uns ein anderer Bus und weiter geht es nach Bangkok. 14 USD hat das Busticket gekostet, abends gegen 21 Uhr werden wir in Bangkok ankommen, in der Khao San Road, wenige Schritte von Königspalast und dem Chao Phraya Fluss entfernt. Vielleicht können wir die Tickets für den Nachtzug Bangkok – Nong Khai gleich dort kaufen, wenn nicht müssen wir mit dem Taxi zum Bahnhof fahren, dann werden wir im Zentrum von Bangkok übernachten und nicht in der Khao San Road bleiben. Leider ist am Abend unserer Ankunft der Zug nach Nong Khai schon weg, sonst könnten wir durchfahren, so sind wir erst am übernächsten Morgen an der Grenze zu Laos.

Weihnachten in Vientiane!

15. Dezember 2005

Marcel und Sven kommen bald aus der International School Phnom Phen (ISPP) und dann beginnt das Packen. Mein Rucksack ist alt geworden nur vom Rumliegen, ich hoffe er ist noch ein bisschen wasserdicht geblieben.

Ich spiele mit dem Gedanken in Vientiane diesmal keine Honda Dream zu fahren. Lany hat sie gekauft und sie würde mir die Honda Dream sehr gerne leihen, doch eine kleine Geländemaschine fände ich sehr spannend. Auf jeden Fall werde ich Zweirad fahren und mir in Vientiane einen Helm kaufen.

Heute habe ich ein kleines Adressbuch gekauft, in dem ich wichtige Adressen eintrage und vor allem Telefonnummern von all den lieben Menschen die ich in Vientiane treffen möchte. Ich freue mich aber auch auf lange Stunden Tagebuch schreiben und lesen. Mal sehen wie das zusammen kommt. Ich freue mich mit jeder Stunde mehr, wenn das so weiter geht, dann kann ich heute Nacht nicht schlafen.

Schon sind einige meiner alten Tagesausflüge geplant. Auf dem Motorrad wird es kalt sein, meine Jacke muss mit.

Ich freue mich selbst auf das Frieren, obwohl es auch in Phnom Penh seit zwei Tagen sehr angenehm kühl ist.

24. Dezember 2005

Ich wünsche all meinen Leserinnen und Lesern eine gesegnete Weihnacht und ein reisenreiches Jahr.

Dieser Augenblick wurde am 12. Dezember in Phnom Penh eingefangen.

Viele neue Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen.

Es sind nicht die Wege die sich an uns erinnern, es sind wir die uns ans sie erinnern.




Tagebücher aus den Jahren 2006 und 2007 finden sich im Archiv des Tagebuches
Aktuelle Einträge finden sich im: phnompenh.blogg.de

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